Watergate-Legende: US-Journalist Bob Woodward wird 80 Jahre alt

Er hat mit seinem Kollegen den Watergate-Skandal aufgedeckt und mit drei Büchern Einblicke in die Welt von Donald Trump gegeben. Die Reporterlegende Bob Woodward wird am 26. März 80 Jahre alt.

 Der US-Journalist Bob Woodward gilt seit der Enthüllung des Watergate-Skandals als einer der Großen des US-Journalismus
Der US-Journalist Bob Woodward gilt seit der Enthüllung des Watergate-Skandals als einer der Großen des US-JournalismusImago / MediaPunch

Bob Woodwards Haar ist silbergrau geworden. Die „Reporterlegende“, ausgezeichnet mit zwei Pulitzerpreisen, wird am 26. März 80 Jahre alt. Zusammen mit seinem Kollegen Carl Bernstein hat er vor einem halben Jahrhundert den Watergate-Skandal aufgedeckt und mit drei Büchern Einblicke in die Welt von Donald Trump gegeben. Wenn er anfragt, geben ihm Mächtige in den USA Interviews, anonyme Quellen packen aus. Selbst Ex-Präsident Trump konnte nicht widerstehen. Er hat trotz seiner Beschwerden über angeblich „verlogene Medien“ 20 Mal mehr als acht Stunden lang mit Woodward gesprochen.

Die Karriere des Journalisten nahm vor 51 Jahren in der Redaktion der Hauptstadtzeitung „Washington Post“ Fahrt auf, heute ist er Mitherausgeber der Zeitung. Er begann als Nachwuchsreporter für den Lokalteil, nach vier Jahren Dienst in der US-Marine. Im Juni 1972 recherchierte er hartnäckig an einer Geschichte über fünf Männer, die mit Einbrecherwerkzeug und Abhörwanzen im Büro der Demokratischen Partei im Hotel- und Bürokomplex „Watergate“ festgenommen worden waren.

Der Watergate-Skandal

Was er gemeinsam mit Bernstein aufdeckte, wurde als „Watergate-Skandal“ bekannt: illegale Parteispenden, „schmutzige Tricks“ des republikanischen Präsidenten Richard Nixon, Justizbehinderung, Abhöraktionen und ein geheimes Tonbandsystem im Büro des Präsidenten. Präsident Nixon trat 1974 zurück. Die Geschichte wurde 1976 mit Robert Redford als Woodward und Dustin Hoffman als Bernstein verfilmt.

Bob Woodward ist heute viel unterwegs, für Reden und Interviews. Er gibt Kurse und betont wieder und wieder, dass er Reporter sei, auf der Suche nach Fakten, nicht zuständig für Spekulationen. Oft hat Woodward vom Brief der „Post“-Verlegerin Katharine Graham nach Aufdeckung der Watergate-Affäre erzählt: Die Artikel seien gut, habe sie geschrieben, „doch hüten Sie sich vor dem Dämon Wichtigtuerei“.

Reden lassen ohne Wertung

Faktentreue bedeutet für Woodward, dass er mit Entscheidungsträgern und Insidern spricht und diese reden lässt, oft ohne Wertung. Die meisten seiner Quellen sind anonym. Das gilt beispielsweise für seine Bücher „Veil“ (1987) über die Kriege der CIA in den Jahren von Ronald Reagan und „Bush at War“ (2002) über George W. Bushs Entscheidung zum Irakkrieg. Drei Bücher schrieb er über Donald Trump: „Fear“, „Rage“ und „Peril“, auf Deutsch erschienen unter den Titeln „Furcht“, „Wut“ und „Gefahr“.

 Drei Bücher schrieb er über Donald Trump: „Fear“, „Rage“ und „Peril“, auf Deutsch erschienen unter den Titeln „Furcht“, „Wut“ und „Gefahr“
Drei Bücher schrieb er über Donald Trump: „Fear“, „Rage“ und „Peril“, auf Deutsch erschienen unter den Titeln „Furcht“, „Wut“ und „Gefahr“Imago / UPI Photo

Aber auch mit einer Glaubwürdigkeitskrise der „Washington Post“ vor mehr als 40 Jahren hatte Woodward zu tun: Reporterin Janet Cooke schrieb 1980 eine Reportage über einen Achtjährigen namens „Jimmy“, der heroinsüchtig sei, dafür erhielt sie den Pulitzerpreis. Im April 1981 musste sie zugeben, dass die Geschichte frei erfunden war. Woodward war zu der Zeit verantwortlich für die Washington-Redaktion und auch für Cooke. Es sei kein Systemfehler gewesen, schrieb der Ombudsmann der Zeitung. Das System sei nicht benutzt worden: Verantwortliche in der Redaktion, darunter Chefredakteur Ben Bradlee und Bob Woodward, hätten Cooke „harte Fragen stellen sollen“.

Donald Trump einer seiner Schwerpunkte

In den vergangenen Jahren war Donald Trump einer der Schwerpunkte in Woodwards publizistischer Arbeit. Warum Trump mit ihm so ausführlich gesprochen habe, wurde Woodward von Magazin „New Yorker“ gefragt. Der frühere Präsident habe eine „dominierende Persönlichkeit“ und gedacht, dass er die Kontrolle habe, entgegnete Woodward. Die hatte er nicht. Woodward hat die Interviews Ende 2022 als Hörbuch veröffentlicht. Trump zog vor Gericht.

Man hört die unverwechselbare Stimme des Ex-Präsidenten, wie er erzählt, er habe aus taktischen Gründen die USA nicht frühzeitig vor dem „China Virus“ gewarnt, dem Corona-Virus, an dem inzwischen 1,1 Millionen Menschen in den USA starben. Im Februar 2020 sagte Trump zu Woodward, das Virus werde „in ein paar Tagen mit der Hitze verschwinden“.

Berichterstattung über „Russiagate“

Woodward ist vorsichtig. Manche Artikel zu Trump gingen ihm zu weit: Der Journalist bemängelte die seiner Ansicht nach zu wenig kritische Berichterstattung über „Russiagate“, die These, Trump sei mithilfe Moskaus an die Macht gekommen. Das der anfänglichen Berichterstattung zugrunde liegende angebliche Geheimdokument von 2017, das „Steele Dossier“, sei „absoluter Müll“ gewesen, sagte Woodward in einem Fernsehinterview.

Die Gespräche mit Trump zeigten einen neuen Woodward. Wenn es um den Ex-Präsidenten geht, legt er den Hut der Neutralität ab: Trump sei nicht nur der falsche Mann im Weißen Haus gewesen. Er sei gefährlich und bedrohe die Demokratie.