Wo Wildtiere und Menschen sich begegnen, kann es gerade auch in der warmen Jahreszeit zu Problemen kommen. Besonders kritisch wird es, wenn die Tiere ungewollt in Haus, Wohnung oder Garten Zuflucht suchen. Zum richtigen Umgang mit verschiedenen Untermietern geben Experten Praxistipps:
Was tun bei Hornissen und Wespen im oder am Haus?
Der Naturschutzbund (Nabu) sieht darin keinen Grund zur Panik. Ein friedliches Zusammenleben von Mensch und Tier sei durchaus möglich, sagt Lamin Neffati vom Nabu Niedersachsen. „Tipps gegen Wespen haben wir nicht, sondern Tipps zum Umgang mit Wespen.“ Die Wespen und Hornissen seien ohnehin nach der Bundesartenschutzverordnung geschützt und dürften nicht einfach entfernt werden.
Zwar werde von Immobilien-Eigentümern bei Hornissen oft der Wunsch nach einer Umsiedlung der Tiere geäußert. „Aus naturschutzfachlicher Sicht muss das Umsiedeln von Hornissenvölkern nach dem Abtöten als die zweitschlechteste Lösung angesehen werden“, sagt Neffati. Sollte es gar nicht anders gehen, könne Fachpersonal die Tiere zwar umsiedeln, dafür seien aber viele Vorarbeiten nötig und die Experten seien rar.
Bei Wespen gilt laut Nabu: Hände weg von „bewährten Hausmitteln“ und „Tipps von guten Freunden“. Sollte es unvermeidbar erscheinen, die Tiere entfernen zu müssen, sollten auch hier Fachleuten kontaktiert werden. Je nach Art stirbt das Volk allerdings im Hochsommer oder Herbst sowieso ab und nur die Jungköniginnen überwintern.
Welche Schäden können Ameisen anrichten?
Häufig tritt Ameisenbefall nach Angaben des niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) nach Wasserschäden an Holz auf. Das Holz wird bis auf papierdünne Reste ausgehöhlt und verliert nach und nach seine Stabilität. Im Extremfall könne ein nicht bekämpfter Ameisenbefall sogar zum Einsturz tragender Konstruktionen führen. Es dauere mitunter Jahre, bis Balken ihre Stabilität verlieren, jedoch sollte ein Ameisenbefall nicht unterschätzt werden.
Die Tiere fallen oft erst dann auf, wenn die geflügelten Geschlechtstiere schwärmen (Ende Mai bis Anfang August) oder Nistmaterial hinter den Türrahmen oder unter den Fußleisten hervortritt. Die Bekämpfung richtet sich nach der Art der Ameise und der Größe des Befalls. Die Anwendung von Fraßgiftködern ist nach Laves-Angaben langfristig gesehen am sinnvollsten. Entsprechende Maßnahmen können mit im Handel verfügbaren Produkten selbst in die Wege geleitet oder beim Deutschen Schädlingsbekämpfer Verband beauftragt werden.
Wie bekämpfe ich Ratten und Mäuse?
Wie mit „Schadnagern“ umzugehen ist, dafür hat das Laves einige Tipps parat. Wanderratte, Hausratte und Hausmaus fänden im Herbst und Winter in Gebäuden nicht nur Schutz vor Kälte und Frost, sondern profitierten auch vom reichlich vorhandenen Nahrungsangebot, sagt Laves-Pressesprecherin Hiltrud Schrandt.
Die Tiere können Krankheiten übertragen und zudem durch ihre Nagetätigkeit zu Schäden an Gebäuden führen. Vor einer Bekämpfung der Kleinsäuger im Haus sollte zuerst ermittelt werden, wie ausgeprägt der Befall ist. Die anschließende Maßnahmen sollten insbesondere bei einer größeren Zahl von Tieren einem ausgebildeten Schädlingsbekämpfer überlassen werden. Begleitend sollten eventuelle Schlupflöcher gestopft und Nahrungsquellen entfernt werden. Dazu gehören auch Futterstellen für Vögel oder Nahrungsmittel auf Komposthaufen sowie für Mäuse zugängliche Müllplätze.
Und wie werde ich Waschbären los?
Mit ihren dunklen Augenmasken sehen Waschbären aus wie niedliche kleine Diebe, sagt die Diplom-Biologin und Expertin für Wildtiere von „Vier Pfoten“, Eva Lindenschmidt. Doch die cleveren Tiere seien hauptsächlich auf der Jagd nach Nahrung und zögerten nicht, Abfallbehälter, Komposthaufen oder sogar Dachböden zu durchsuchen. „Waschbären sind sehr intelligent und haben erkannt, dass menschliche Siedlungen eine angenehme Nahrungsquelle darstellen.“
Es sei ratsam, ihnen den Zugang so schwer wie möglich zu machen. Es empfehle sich, herausragende Äste zu stutzen, während glatte Metallhülsen an Regenrohren das Klettern erschweren könnten. Die Wildtierexpertin warnt eindringlich vor der Verwendung von Stacheldraht. Um Waschbären auf sanfte Weise abzuschrecken, könnten gezielte Reize eingesetzt werden. „Der Duft einer gebrauchten Hundedecke, das Aufhängen von Säckchen mit Hundehaaren oder leise Geräusche im Hintergrund, wie etwa ein laufendes Radio, können abschreckend wirken“, erläutert die Expertin.