Was Segen bringt

Über den Sinn von Erntedank schreibt Pastor Tilman Baier. Er ist Chefredakteur der Evangelischen Zeitung und der Mecklenburgischen & Pommerschen Kirchenzeitung.

Geschmückte Altäre gehören zum Erntedankfest dazu
Geschmückte Altäre gehören zum Erntedankfest dazuDieter Ludwig Scharnagel / Pixabay

Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „Woher nehmen wir Brot hier in der Einöde, dass wir sie sättigen?“ aus dem Markusevangelium 8, 1-19

In der Redaktionsschalte, in der wir die Ausgabe zum Erntedank besprachen, ging es wieder einmal um die großen und kleinen Krisen und Probleme und wie wir in der Zeitung damit umgehen. Da ging es um die Folgen der Pandemie, die nun wieder verstärkt durchs Land geht, um die erwarteten kirchlichen Sparpläne angesichts der Mindereinnahmen, die auch uns als Redaktion betreffen. Um Klima und Tierschutz, um die Frage, wie weit die Gesellschaft auseinanderbricht. Bis eine Kollegin meinte: „Hey, es geht bei diesem Fest um das Danken!“

Ich fand, sie hatte recht, und setzte mich mit dem guten Vorsatz an den Schreibtisch, ein Plädoyer für Lob und Dank zu schreiben. Doch beim Lesen des vorgegebenen Textes hatte ich erst einmal ganz andere Bilder vor dem inneren Auge: Die Szene von der großen Menge in der Einöde ohne Essen und den ratlosen, überforderten Helfern, die der Evangelist Markus da beschreibt, hatte ich doch gerade erst in den Nachrichtensendungen gesehen.

Auftritt des Wundermanns

Markus berichtet, dass die Menge, immerhin 4000 Menschen, nicht einfach so in diese Einöde geraten waren. Sie hatten davon gehört, dass da ein Wundermann auftreten würde, und hatten sich etwas erwartet, ein besseres Leben, eine Hoffnung. Nun aber sitzen sie da, nachdem sie sich die Reden von diesem Jesus angehört hatten, und haben Hunger. Ich höre sie schimpfen: Worte allein machen nicht satt. Aber was die Jünger zusammentragen, ist äußerst dürftig: sieben Brote und ein paar Fische. Doch Markus berichtet weiter, dass Jesus den Segen über dem Dürftigen spricht und damit Gott dankt. Als er dann austeilen lässt, reicht es für alle.

Sicher, Markus geht es auch darum, damit die Vollmacht Jesu als Gesandter Gottes zu beschreiben. Doch er erzählt auch: Schon die Frage nach Brot, die die anderen im Blick hat, wirkt segensreich. Unter dem Dank und dem Lob wird das, was vorher dürftig und elend erschien, so groß, dass es für alle reicht. Dankbarkeit ist eine Lebenshaltung, aus der die Bereitschaft zum Teilen wächst. Erntedank hilft beim Einüben.

Unser Autor
Pastor Tilman Baier ist Chefredakteur der Evangelischen Zeitung und der Mecklenburgischen & Pommerschen Kirchenzeitung.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.