Was Jesus uns vorgelebt hat

Wie wir Jesus nachahmen können, darüber schreibt René Goele. Er ist Pastor in Hamburg.

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre.“ aus Römerbrief 15, 4-13
Weihnachten kehrt Gott als Mensch bei uns ein und nimmt sich unserer an. Damit hat er das Miteinander unter den Menschen und die ganze Welt verändert. Meinen Konfirmanden wollte ich das bei den Vorbereitungen zum Krippenspiel nahebringen. Ich baute die Krippe mit allen Figuren auf. Denn sie versinnbildlicht in unserer Tradition Frieden und Gemeinschaft. Maria und Josef stehen dem Kind liebevoll zur Seite, die Hirten sind glücklich, die Könige fasziniert, und die Engel jubilieren. Selbst Ochse und Esel stehen zusammen mit den Schafen um die Krippe herum. Alle sind einträchtig versammelt, ohne sich zu bedrängen oder zu stoßen. 
Ich fragte die Konfirmanden, warum sie wohl so friedlich und ruhig nebeneinanderstehen. Nach einiger Zeit sagte einer von ihnen: „Weil sie aus Holz sind!“ Während der Vorbereitung des Krippenspiels gab eine Konfirmandin eine andere Antwort: „Weil Gott sie durch seinen Sohn so angenommen hat, wie sie sind.“ Diese Erkenntnis begleitete von da an die Proben für das Krippenspiel. Wo vorher die schauspielerischen Leistungen ungnädig verurteilt wurden, hörten sie einander zu, gaben Tipps, wertschätzten und kritisierten ehrlich, lobten und applaudierten. Die Konfis rückten zusammen, nahmen einander an und standen so einträchtig und friedlich beisammen wie die Krippenfiguren.
Trotz aller Unterschiede, trotz aller Vorurteile, trotz Stärken und Schwächen entstand während der Proben für das Krippenspiel das Gefühl, dass wir in Christus in unserer Unterschiedlichkeit schon lange angenommen wurden und damit zu einer Gemeinschaft gehören. 
Deshalb müssen wir nicht aus Holz sein, um friedlich zu bleiben und einträchtig zu sein. Wir können gerade deshalb einträchtig und friedlich miteinander umgehen, weil wir sensible Menschen aus Fleisch und Blut sind. Annahme ist unser Kerngeschäft, weil jeder Mensch sich danach sehnt, angenommen zu werden. Jesus hat uns das vorgelebt, und wir können es ihm nachmachen. Es ist ganz einfach. Denn jeden Tag bieten sich viele Gelegenheiten.
Unser Autor
René Goele
ist Pastor in Hamburg-Stellingen.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.