Was erwartet die EKBO von der neuen Präsidentin oder dem neuen Präsidenten?
Vor welchen Herausforderungen steht das Konsistorium der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz? Ein Mitglied der Kirchenleitung findet passende Bilder.
„Auf Seele, Gott zu loben. Gar herrlich steht sein Haus. Er spannt den Himmel droben gleich einem Teppich aus!“
Ein Anfang, der mir bei der Wahl einer Konsistorialpräsidentin oder eines Konsistorialpräsidenten auf der Frühjahrssynode nicht sofort in den Sinn gekommen ist. Und dennoch passt es: Wir wählen aus einem Wahlvorschlag der Kirchenleitung eine von drei Persönlichkeiten, die allesamt gut geeignet sind, Präsidentin oder Präsident des Konsistoriums zu werden. Vor ihnen liegen im Konsistorium (Haus-)Aufgaben, die es in sich haben. Nicht mehr und nicht weniger, als unsere Kirche am Laufen zu halten. Dies ist die saloppe Umschreibung von Artikel 92 Absatz 1 der Grundordnung unserer Kirche. Dabei wünsche ich mir, dass die neue Präsidentin oder der neue Präsident Ruhe mitbringt für die Weite unserer Landeskirche und Bodenhaftung bewahrt. Und nochmal salopp: „Auf dem Teppich bleiben, liebe neue Präsidentin, lieber neuer Präsident.“
Auf der Laufebene
Damit bin ich bei dem Bild, dass ich in den Auswahlgesprächen sehr passend fand: das Konsistorium als Teppich unserer Landeskirche. Der Präsident oder die Präsidentin verantwortet diesen Boden, eine Laufebene, die Sicherheit beim Projekt Zukunft gibt. Rutschfester und sicherer Tritt, bei allen Wetterbedingungen, für die weiteren Veränderungsprozesse unserer Kirche. Das Tagesgeschäft unserer Landeskirche muss laufen. Dies im Angesicht von Digitalisierung und einer gesellschaftlichen Umgebung, die mit immensen eigenen Anforderungen kämpft. Fachkräftemangel, Aufgabenkritik, Wandel in Arbeitswelten und vieles mehr sind hier dabei!
Gemeinsam ein tragfähiges Netz knüpfen
Die Präsidentin oder der Präsident soll zudem den Gemeinden, den Kirchenkreisen und unseren Verwaltungsämtern den roten Teppich ausrollen, um auch Experimentierfelder für die Fortentwicklung unserer Kirche zu ermöglichen. Dies alles gelingt nur gemeinsam. Als Team mit Bischof, Pröpstin und Synodenpräses und als Team mit den Kolleginnen und Kollegen im Konsistorium. Hier geht es um die Bildung eines festen Gewebes. Handgeknüpfte Verbindungen zwischen verschiedenen Menschen mit vielen Gaben und Aufgaben sind mehr als die bloße Summe der Einzelnen.
Auch hier ist es die feste Aufgabe für die neue Präsidentin oder den neuen Präsidenten, gemeinsam viele kleinen Knoten für ein festes und strapazierfähiges Netz zu knüpfen. In diesen Teppich sind auch die weiteren Organe unserer Landeskirche, also Synode und Kirchenleitung einzuweben. Für neue kreative Impulse und das Anschieben von notwendigen Prozessen gilt es, neue Muster zu entwickeln und in das Gesamtwerk zu integrieren.
Über bewährte Muster
Während hier also Handarbeit gefordert ist, darf die Präsidentin oder der Präsident gerne in anderen Bereichen auf bewährte Muster auch aus anderer Produktion zurückgreifen. Manche Farbkombination oder Herstellungstechnik aus anderen Landeskirchen gilt es zu übernehmen. Beispielsweise im Bereich der Digitalisierung sollte der Blick noch stärker in andere Landeskirchen schweifen. Hier können bewährte Muster übernommen werden.
Und schließlich soll der Teppich auch noch klingen. Hier empfiehlt sich der Blick nach Singt Jubilate Nr. 95: „Auf Seele, Gott zu loben …“
Martin Müller-Follert ist Landessynodaler und Mitglied der Kirchenleitung. Hauptberuflich ist er Richter am Kammergericht in Berlin.