Was das Humbolt-Forum mit den Bibel-Sprüchen vorhat

Bibel-Zitate an der Kuppel des Berliner Stadtschlosses sorgen für hitzige Debatten. Die Kulturstaatsministerin verteidigt ein Kunstprojekt – es diene zur Einordnung der Zitate.

Die Bibel-Zitate sind auf dem blauen Ring direkt unter dem Kuppel-Dach zu lesen
Die Bibel-Zitate sind auf dem blauen Ring direkt unter dem Kuppel-Dach zu lesenRolf Zöllner / epd

Berlin. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat in der Debatte über ein mögliches Kunstprojekt zu Bibel-Zitaten an der Kuppel des Berliner Humboldt-Forums die Kritik zurückgewiesen. Das Projekt sehe eine „temporäre Überblendung der rekonstruierten Inschrift mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten vor“, sagte sie. Dafür werde derzeit die technische Realisierbarkeit geprüft: „Die Inschrift bleibt also erhalten, es wird nur sichtbar gemacht, dass sich das Humboldt-Forum mit ihrer Aussage kritisch auseinandersetzt.“

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hatte Roth vorgeworfen, das Bibel-Zitat verhüllen zu wollen. Der Schriftzug auf der Kuppel müsse sichtbar bleiben, forderte auch die kulturpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Christiane Schenderlein. Roth ist Stiftungsratsvorsitzende des Humboldt-Forums.

Wer die Idee hatte

Es sei befremdlich, wenn sich Teile der CDU von ihrer eigenen ehemaligen Kulturstaatsministerin distanzierten, sagte Roth. Monika Grütters (CDU) war als Vorgängerin von Roth ebenfalls Stiftungsratsvorsitzende des Humboldt-Forums. Während der Amtszeit der CDU-Politikerin wurde das Projekt zur künstlerischen Einordnung bereits im November 2021 dem Stiftungsrat vorgestellt.

Claudia Roth
Claudia RothPeter Jülich / epd

Die vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. aus zwei Bibel-Zitaten zusammengestellte Inschrift sei kein „unpolitisches Zeichen von Religiosität“, sagte Roth. Die Zitate seien „eindeutig eine politische Botschaft, die den allein von Gott abgeleiteten Herrschaftsanspruch des Preußenkönigs untermauert“.

Grundgesetz und Demokratie stünden nicht in der Traditionslinie eines repressiven Königs- und Kaisertums, das seinen Machtanspruch allein auf Gott begründete, hieß es weiter. Vor diesem Hintergrund begrüßte Roth die Debatte über den Umgang mit den Bibel-Zitaten. Die umstrittene Inschrift lautet: „Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“

Texte werden projiziert

Die Bibel-Zitate an der Kuppel würden tagsüber auch dann zu sehen sein, wenn nachts Texte mit LED-Technik auf den Schriftzug projiziert werden sollten, sagte ein Sprecher der Stiftung Humboldt-Forum dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Dunkeln sei der Original-Schriftzug ohnehin nicht zu sehen. Dieser würde nachts „kurzzeitig“ überblendet, falls das Kunstprojekt zustande kommen sollte. Dieses diene dann wie andere bereits im Humboldt-Forum realisierte Aktionen der Auseinandersetzung mit der Geschichte des rekonstruierten Stadtschlosses, sagte Stiftungssprecher Michael Mathis.

„Die Bundesregierung begrüßt, dass die Stiftung Elemente der Rekonstruktion des Berliner Schlosses durch geeignete Formate und Maßnahmen kontextualisieren wird“, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Eine Informationstafel mit einer historischen Einordnung der Bibel-Zitate und des Kuppelkreuzes soll in den kommenden Monaten auf der Dachterrasse des Humboldt-Forums errichtet werden. (epd)