Warum Football-Fans im November auf Papst-Worte warten
“Oh when the Saints” – Im November gedenkt die katholische Kirche traditionell der Verstorbenen und Heiligen. Auch Papst Franziskus macht das auf Social Media und löst damit Begeisterung bei Football-Fans aus.
Sport und katholische Kirche sind zwei Lebensbereiche, die auf den ersten Blick getrennt sind und sich doch immer wieder überschneiden. Nicht wenige Fußballvereine haben etwa eine Fankirche oder einen eigenen Vereinspfarrer – und für so manchen Fan ist der Sport ohnehin Religion.
Auch Papst Franziskus wird eine gewisse Leidenschaft für den Fußball nachgesagt – wenig verwunderlich, teilt er doch seine argentinische Heimat mit der “Hand Gottes” Diego Maradona und dem Rekord-Weltfußballer Lionel Messi. Dass das Kirchenoberhaupt ein größeres Interesse am nordamerikanischen Namenspendant, dem American Football, hat, war bislang nicht bekannt. Doch könnten seine jüngsten Aktivitäten auf der Plattform X das nun augenscheinlich nahelegen.
Auf seiner englischsprachigen Seite auf dem Sozialen Netzwerk rief Franziskus in der vergangenen Woche drei Mal die Heiligen an, jedes Mal mit dem Hashtag #Saints. Am 1. November, Allerheiligen, schrieb Franziskus, die Heiligen würden von den “Seligpreisungen” (“Beatitudes”) geformt, am Dienstag nannte er sie “kostbare Perlen, die immer lebendig und aktuell sind” (“precious pearls and are always living and relevant”) und am Donnerstag mahnte er schließlich, dass niemand mit einem “finsteren Blick” zum Heiligen werden könne (“We cannot become #Saints with a frown”)
Nun erhält der Hashtag jedoch von der Plattform als automatisiertem Vorschlag die Fleur-de-Lys, die heraldische Lilie, in Gold angefügt. Diese ist nicht nur das Symbol der französischen Könige sondern auch das Wappen des Footballteams New Orleans Saints, das damit die historische und kulturelle Verbundenheit zu Frankreich ausdrückt. Den Namen Saints wählte das Team aus dem Bundesstaat Louisiana mit Blick auf die starke katholische Tradition der Region sowie aufgrund des Gründungsdatums dieses Teams an Allerheiligen 1966.
Die Parallelen sind also da, dennoch dürfte es sich bei dem Bezug der päpstlichen Nachricht eher um ein Versehen handeln – das jedoch nicht zum ersten Mal passiert ist. Schon zu Allerheiligen 2019 nutzte der Papst den Hashtag in dieser Form mit dem Bezug zu New Orleans, allerdings war auch damals klar, dass es dem Kirchenoberhaupt eigentlich um die kirchlichen Heiligen ging.
Dennoch: 2019 wie auch aktuell gehören die #Saints-X-Postings zu den erfolgreichsten des Papstes überhaupt, zumindest was Wahrnehmung, Likes, Retweets und Kommentare angeht. Werden die normalen Posts der englischsprachigen Seite von bestenfalls 200.000 bis 300.000 anderen Profilen gesehen, lag diese Zahl bei den drei vermeintlichen Football-Beiträgen bei sechs bis zehn Millionen Views.
Und auch die Kommentare belaufen sich auf ein Vielfaches. Dabei stechen besonders die Fans anderer Teams hervor, die scherzhaft eine Ungleichheit monieren und den päpstlichen Segen auch für ihr Team erbitten. Daneben reagieren manche Nutzer aber eher verärgert über den mehrfachen Fauxpas des päpstlichen Social Media-Teams.
Auch die Saints selbst haben inzwischen reagiert und sich beim Papst für die Gebete bedankt. Diese hat der einmalige Super Bowl-Gewinner von 2009 auch nötig: In der aktuellen Saison konnte das Team nach neun Spieltagen erst zwei Siege einfahren, gegenüber sieben Niederlagen. Erst Anfang der Woche wurde Trainer Dennis Allen wegen Erfolglosigkeit entlassen.
Die Danksagung an Franziskus wurde bei X von einem Foto vom April dieses Jahres begleitet. Darauf überreicht Saints-Clubbesitzerin Gayle Benson bei einer persönlichen Audienz dem Papst ein Trikot der Mannschaft mit der 1 und der Namenszeile “Papa Francesco”. Sollte es sich am Ende doch nicht um ein Versehen gehandelt haben?