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Warmes Essen, warme Herzen: Wie gelebte Nächstenliebe in Berlin Leben verändert

Gutes tun und sich dabei von Gottes Gnade leiten lassen. Christinnen und Christen tragen deswegen eine besondere Rolle dabei, die Welt positiv zu beeinflussen. Ein Kommentar für mehr Nächstenliebe.

„Ein voller Teller, ein offenes Ohr, ein ehrliches Gespräch – bei der Aktion ‚Warmes Essen‘ wird Nächstenliebe ganz praktisch erlebbar.“
„Ein voller Teller, ein offenes Ohr, ein ehrliches Gespräch – bei der Aktion ‚Warmes Essen‘ wird Nächstenliebe ganz praktisch erlebbar.“IMAGO / Westend61

Gutes zu tun bedeutet für mich, dem Leben anderer Menschen mit offenem Herzen und praktischer Nächstenliebe zu begegnen. Es ist oft kein großer Akt – manchmal reicht ein aufmerksames Zuhören, ein ermutigendes Wort oder eine helfende Hand im richtigen Moment. Doch jeder kleine Impuls hat das Potenzial, etwas in Bewegung zu setzen. In unserer Suppenküche erlebe ich, wie viel Kraft in kleinen Gesten liegt: ein freundliches Wort, ein voller Teller, ein ehrliches Gespräch. Aus christlicher Sicht entspringt das gute Tun nicht aus Pflicht, sondern aus Berufung. Jesus selbst hat uns gezeigt, wie echte Liebe handelt: nicht distanziert, sondern hingegeben, nicht oberflächlich, sondern tief und aufrichtig. Die Bibel ruft uns auf, „das Gute zu tun und nicht müde zu werden“ (Galater 6,9).

Es ist also ein kontinuierlicher Auftrag, der unser Leben prägen darf – nicht nur sonntags, sondern mitten im Alltag. Seit 2018 leite ich die „Aktion Warmes Essen“, ein gemeinsames Projekt der evangelischen Paulus-Kirchengemeinde Berlin-Zehlendorf und der milaa gGmbH. Dreimal pro Woche – jeweils montags, mittwochs und freitags von 12 bis 13.30 Uhr – servieren wir im Saal der Paulus-Kirche warme Mahlzeiten. Zusätzlich bieten wir montags eine Kleiderausgabe für unsere Gäste an.

Gemeinschaft, Wertschätzung und Nähe

Seit 2021 findet das Angebot ganzjährig statt. Finanziert wird das gesamte Angebot fast ausschließlich durch Spenden. Pro Ausgabe kommen durchschnittlich rund 70 Gäste – wohnungslose Menschen und Personen mit sehr geringem Einkommen. Besonders deutlich ist die wachsende Altersarmut, und auch der Anteil obdachlosen Besucherinnen und Besuchern steigt stetig. Neben einer warmen Mahlzeit bietet die Aktion vor allem eines: Gemeinschaft, Wertschätzung und menschliche Nähe. Meine Aufgaben sind vielseitig: Ich organisiere die Einsätze der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, bestelle das Essen, beschaffe Sach- und Geldspenden, führe Gespräche zur Seelsorge, vermittle bei Konflikten, unterstütze beratend und helfe bei der Weitervermittlung von Hilfsangeboten. Durch aktive Netzwerkarbeit baue ich Kooperationen aus und erschließe neue Möglichkeiten zur Unterstützung.

Zusätzlich betreibe ich ehrenamtlich ein kleines Kreativ-Café alle zwei Wochen nach der Essensausgabe. Dort biete ich einer kleinen Gruppe Raum zum Gestalten, Entfalten und Austauschen – ein Ort für Kreativität und Begegnung in geschützter Atmosphäre. Anfragen von Schulen versuche ich stets zu ermöglichen, und auch Jugendliche, die Sozialstunden leisten müssen, erhalten bei uns die Gelegenheit, sich sinnvoll zu engagieren und Gutes zu tun.

Am Anfang steht die innere Haltung

Aber was und wie kann jeder Einzelne konkret im Alltäglichen Gutes tun? Es beginnt mit der inneren Haltung: bewusst hinsehen, empathisch mitfühlen und bereit sein, zu handeln. Ein freundliches Lächeln für die gestresste Kassiererin, ein Anruf bei einem einsamen Nachbarn, das bewusste Entscheiden für Fairness im Berufsleben – all das sind Zeichen gelebter Nächstenliebe. Gutes tun aus christlicher Perspektive bedeutet also mehr als moralisches Verhalten. Es ist Ausdruck unserer Beziehung zu Gott und ein Spiegel seiner Liebe in der Welt. Sie verändert nicht nur die Situation des anderen – sie verändert auch uns. Ich danke Gott von Herzen dafür, dass er mich an diesen besonderen Arbeitsort berufen hat. Hier durfte ich bereits so viele wundervolle Menschen kennenlernen, Gemeinschaft erleben und erfahren, dass mein Tun etwas bewirken kann. Ich hoffe und bete, dass er weiterhin dafür sorgt, dass es die „Aktion Warmes Essen“ noch lange geben wird – als Ort der Wärme, der Hilfe und der Hoffnung.

Heike Erpel leitet das Projekt „Aktion Warmes Essen“ der milaa gGmbH. Sie ist Schwester des Evangelischen Diakonievereins Berlin-Zehlendorf.

Weitere Informationen zum Projekt unter: https://milaa-berlin.org/unsere-arbeit/aktion-warmes-essen/