War da nicht was?

Über den Predigttext zum Totensonntag: Johannes 5, 24-29

Predigttext
24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. 25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören, die werden leben. 26 Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber; 27 und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. 28 Wundert euch darüber nicht. Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, 29 und es werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.

Am Anfang sprach Gott: „Es werde!“ Und es ward ein Mensch. Als erstes Fenster zur Außenwelt machte Gott ihm Ohren. Damit hörte er die beruhigenden Herztöne seiner Mutter. Oder er hörte, wenn sie mit jemand anderem sprach. Und wenn diese Stimmen stritten, ängstigte sich der Mensch. Immer dann hörte er aus der Mitte seines Herzens Gottes beruhigende Stimme: „Fürchte dich nicht!“

Er wuchs, bis ihm seine warme Höhle zu eng wurde. Da rief die vertraute Stimme: „Fürchte dich nicht! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen!“ Der Mensch fragte sich, wohin er kommen solle, folgte aber neugierig der Stimme. Nach einem engen Durchgang kam er plötzlich in eine große helle Welt. Sich wundernd, holte er Luft, schrie so laut er konnte und staunte über seine eigenen Töne. Die Stimmen seiner Eltern kannte er. Viele andere Stimmen lernte er zu unterscheiden. Und zwischen diesen Stimmen hörte er ab und an mit seinem Herzensohr Gott sprechen.

Doch diese Art zu hören verlernte der Mensch mit den Jahren. Stattdessen folgte der nun Erwachsene den ihn lockenden und rufenden Stimmen des Lebens. Nur manchmal, wenn er erschöpft und sorgenreich von der Arbeit auf dem Sofa lag, da meinte er zwischen den durcheinander sprechenden Fernsehstimmen eine vertraute Stimme zu hören: „Fürchte dich nicht …!“ Doch dann schlief er schon.

Eines Nachts hört er im Traum Jesus sprechen: „Wundert euch darüber nicht. Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und …“

Erschrocken wacht der Mensch auf. Er ist froh, er lebt! Er war nur eingeschlafen. Verwundert setzt er sich aufrecht. Er fragt sich: Wird Jesus mich einst aus dem Grab rufen, so wie im Traum? Ich erinnere, dass dort von allen in den Gräbern die Rede war. Also auch von mir. Würde ich dieser Stimme folgen? Und was dann?

Er schlägt eine Bibel auf und liest: „… und es werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“

Er folgert: Dann kommt das Weltgericht! Jesus würde die Unterdrücker richten und vernichten. Jedoch allen Opfern würde er Recht zusprechen, auch mir! Und wir würden leben.

Aber haben böse Menschen nicht auch Gutes an sich? Und wer außer den Heiligen kann nur Gutes vorweisen? Ich nicht. Und an Gott habe ich auch nicht immer geglaubt, habe ihn sogar oft vergessen. Auf welcher Seite würde ich stehen?

Er liest weiter den Text: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“

Der Mensch denkt: Jesu Worte warnen mich! Dafür bin ich dankbar. So kann ich mich Jesus heute zuwenden. Nicht erst im Endgericht! Wenn ich seinen Worten glaube, dann habe ich schon jetzt Anteil am Ewigen Leben. Aber werde ich dann am Ende nicht mehr gerichtet?

Und wenn sich Jesu Worte alle an mich richten? Schließlich habe ich nicht nur Gutes getan, auch wenn ich glaube. Dann ist das vielleicht so: Im Gericht wird mir Jesu liebevoller Blick vor Augen führen, was ich unterlassen – oder was ich Böses getan habe. All dies fällt dann ab von mir wie Schlacke. Jedoch alles Gute wird auferstehen. So würde ich auf-gerichtet zum Ewigen Leben.

Aber was auch sein wird, das überlasse ich dem Richter Jesus. Dem, der auch für mich Sünder gestorben ist. Ihm gebe ich das letzte Wort. Seiner Liebe vertraue ich. Schon jetzt!

Mitten in der Nacht steht der Mensch vom Sofa auf. Er lauscht der beruhigenden Stimme: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“