In Drogerien füllen sie ganze Regale: Nahrungsergänzungsmittel. Viele Menschen greifen gerade im Winter und zur Erkältungszeit etwa zu Vitamin-Präparaten. Aber bringen sie überhaupt etwas? Eine Expertin klärt auf.
Nahrungsergänzungsmittel wie Eisen, Zink oder Vitamin D sollten einer Ernährungswissenschaftlerin zufolge nur bei nachgewiesenem Mangel eingenommen werden. “Per se einfach Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, ist in meisten Fällen gar nicht angebracht”, erklärte Sara Ramminger von der SRH Hochschule in Gera am Mittwochabend bei einer Online-Vorlesung. Eine nährstoffreiche Ernährung sei der Schlüssel zur Gesundheit und einer Stärkung des Immunsystems.
Für bestimmte Gruppen von Menschen könne die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln jedoch sinnvoll sein, erklärte Ramminger – etwa die von Folsäure während einer Schwangerschaft. Neben schwangeren Frauen hätten auch Menschen mit Vorerkrankungen, ältere Menschen oder solche mit einem ungesunden Lebensstil eher das Risiko eines Nährstoffmangels. Laut Ramminger geht die Wissenschaft jedoch davon aus, dass der Großteil der Bevölkerung in Deutschland ausreichend mit Nährstoffen versorgt ist. Eine Ausnahme bilde lediglich der Bedarf an Vitamin D.
Menschen, die auch im Sommer kaum Zeit im Freien verbringen würden, könnten tendenziell einen Mangel an dem Sonnenvitamin aufweisen. “Vitamin D in moderaten Mengen zu supplementieren, kann im Winter sinnvoll sein”, sagte Ramminger. Die Expertin rät jedoch, sich dazu stets individuell von einer Fachkraft beraten zu lassen. Denn eine Überdosierung könne Nachteile mit sich bringen: Beim Vitamin D reichten diese von Übelkeit über Nierenschäden bis zu Herz-Rhythmus-Störungen.
Die Menschen in Deutschland geben Ramminger zufolge pro Jahr mehr als zwei Milliarden Euro für Nahrungsergänzungsmittel aus. “Demnach müssten wir perfekt gesund sein, das ist aber nicht so”, sagte die Studiengangsleiterin. Weil die Mittel nicht reguliert seien, könne es erhebliche Abweichungen dabei geben, was laut Verpackungsangabe in einer Kapsel enthalten sein solle und was tatsächlich an Nährstoffen vorliege. Sie betonte: “Nahrungsergänzungsmitteln sind kein Ersatz für eine ausgewogene und gesundheitsfördernde Lebensweise.”