Walpurgisnacht-Feiern in mehr als 20 Orten im Harz

Im Harz wird auch in diesem Jahr am 30. April die Walpurgisnacht gefeiert. Hexen und Teufel sind dann in mehr als 20 Orten des Mittelgebirges unterwegs. Der Harzer Tourismusverband rechnet erneut mit Zehntausenden Besuchern.

In Goslar verwandelt sich der historische Marktplatz den Angaben zufolge in eine mystische Veranstaltungsfläche. Bis weit nach Mitternacht wollen die Hexen und Teufel hier gemeinsam in den Mai tanzen. Am Fuß des Brockens, in Schierke, wird mit Einbruch der Dunkelheit das Walpurgisfeuer entzündet, und es beginnt die Walpurgisnacht – sie soll erst um Mitternacht mit einer Pyro- und Lasershow enden.

Eine der traditionsreichsten Walpurgisfeiern findet am sagenumwobenen Hübichenstein oberhalb der Bergstadt Bad Grund statt. Nach dem Umzug der kleinen Hexen und Teufel gibt es das Theaterstück „Luzifer und der verhexte Förstersohn“, Live-Musik und eine „Höllendisco“. Am Josephskreuz nahe Stolberg, dem größten eisernen Doppelkreuz der Welt, legen Hexen und Höllenwesen ebenfalls einen Zwischenstopp ein.

Auch das Bodetal bei Thale soll sich nach vier Jahren Pause wieder in einen „brodelnden Hexentanzplatz“ verwandeln. Im Mansfelder Land „fährt die moderne Hexe Zug“, sagte Marco Zeddel vom Verein der Bergwerksbahner. Der „geisterhafte Dampfzug“ ziehe seine dunklen Wagen ab 20 Uhr durch die Region.

Nach weit verbreiteter Ansicht geht das heutige Touristenspektakel Walpurgisnacht auf vorchristliche, keltische und germanische Bräuche und Aberglauben zurück. Am Abend des 30. April sollen die Hexen zum Brocken geritten sein, um sich dort am Feuer mit dem Teufel zu paaren. Unterwegs verhexten sie alles, was ihnen in die Quere kam.

Bereits Goethe schildert in seinem Drama „Faust“ sowie in einer Ballade eine Walpurgisnacht. Esoteriker feiern mit dem Fest, das sie nach irischem Vorbild „Beltane“ nennen, bis heute die Fruchtbarkeit, die Vereinigung und Zeugung und den Sieg des Sommers über den Winter.

Der Walpurgis-Kult hat aber auch christliche Ursprünge. So ist der 1. Mai Namenstag der Volksheiligen Walburga. 710 in England geboren, war sie Begründerin des Benediktinerinnen-Klosters im schwäbischen Heidenheim. Nach ihrem Tod am 25. Februar 779 wurden Walburgas Gebeine nach Eichstätt in Bayern gebracht. Aus der Steinplatte, auf der ihre Reliquien ruhen, soll alljährlich eine öl-ähnliche Flüssigkeit quellen – das Walpurgisöl, das angeblich gegen alle Anfechtungen des Leibes und der Seele gut ist und in Fläschchen verkauft wird.

Auf dem Brocken, dem höchsten Berg im Harz, gab es im Jahr 1896 die erste für Touristen organisierte Walpurgisfeier. Ab 1899 konnten die Gäste mit der Brockenbahn den Berg hinauffahren. Aber bereits
zwei Jahre später bereitete der damalige Brockenbesitzer, der Fürst von Stolberg-Wernigerode, dem Spektakel per Dekret zwischenzeitlich ein Ende. Felsformationen auf dem Brocken tragen bis heute die Namen „Hexenaltar“ und „Teufelskanzel“. Seit der deutschen Wiedervereinigung wird auf dem Brocken wieder Walpurgis gefeiert.