Waldfläche leicht zugenommen – Sorge um Zustand und Klimaziele

Die gute Nachricht: Die Waldfläche in Deutschland bleibt stabil, auch der Anteil an Laubbäumen wächst. Seiner Aufgabe als wichtiger CO2-Speicher kommt der Wald aber nicht ausreichend nach. Und: Er bleibt Dauerpatient.

Die Waldfläche in Deutschland bleibt auf einem stabilen Niveau. In den vergangenen Jahren nahm die bewaldete Fläche leicht um 15.000 Hektar zu, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Bundeswaldinventur hervorgeht. Damit sind 11,5 Millionen der knapp 36 Millionen Hektar der Bundesrepublik mit Wald bedeckt. Hingegen speicherte der Wald weniger klimaschädlichen Kohlenstoff als erwartet. Waldbesitzer und Umweltverbände fordern deswegen Nachbesserungen in der Forstpolitik.

Etwa 52 Prozent der Bäume in Deutschland sind laut Waldinventur Nadelbäume, darunter vor allem Kiefern (22 Prozent) und Fichten (21 Prozent). Die restlichen 48 Prozent machen Laubbäume, vor allem Buchen (17 Prozent) und Eichen (12 Prozent), aus. Gegenüber dem vergangenen Bericht aus dem Jahr 2012 wuchs die Fläche der Laubbäume demnach um sieben Prozent, die der Mischwälder um zwei Prozent. Insgesamt machen Wälder, in denen Nadel- und Laubbäume zusammenstehen, 79 Prozent der Gesamtwaldfläche aus.

Zudem sind die Bäume langlebiger geworden: So habe sich das Durchschnittsalter seit 2012 um fünf Jahre auf 82 Jahre erhöht, hieß es. Derzeit sei knapp ein Drittel der Waldbäume über 100, ein Fünftel sogar über 120 Jahre alt.

Zwar sei die Zunahme von Laubbäumen und Mischwäldern ein gutes Zeichen für die Artenvielfalt und gegen den Klimawandel, so das Bundeslandwirtschaftsministerium, das den Inventurbericht veröffentlicht. Dennoch trage der Wald bislang nicht zur erwarteten Speicherung des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 bei. So habe sich der Kohlenstoffvorrat im Wald seit 2017 um 41,5 Millionen Tonnen auf knapp 1,2 Milliarden Tonnen verringert. Damit sei der Wald erstmals seit Jahrzehnten wieder von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle geworden, warnte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). “Es braucht Geduld und Ausdauer, um dies durch den Umbau der Wälder wieder umzukehren.”

Auch die Waldschäden sind nach Dürreperioden deutlich größer geworden: Rund zwei Millionen Hektar Wald sind durch Naturgewalten wie Dürre, Sturm und auch Schädlingsbefall wie den Borkenkäfer betroffen. Der Totholzanteil ist im Zehnjahresvergleich um ein Drittel auf 323 Millionen Kubikmeter gestiegen.

Die privaten Waldeigentümer in Deutschland werten den leichten Anstieg von Laub- und Mischwäldern als Erfolg und mahnen zur Besonnenheit. Der klimaresiliente Waldumbau sei ein “Mehrgenerationen-Projekt”, sagte der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, Andreas Bitter. Eingriffe in die Eigentumsrechte der privaten Waldbesitzer wie etwa durch die geplante Novellierung des Bundeswaldgesetzes gefährdeten hingegen eine nachhaltige Forstwirtschaft. Mit 48 Prozent ist fast die Hälfte der deutschen Waldfläche laut Bericht in Privatbesitz.

Der Naturschutzbund Nabu forderte hingegen ein Ende der Intensivforstwirtschaft. “Wir brauchen ein radikales Gesundheitsprogramm für unsere Wälder”, erklärte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Da bedeute konkret mehr Schutz der Wälder, ein Umdenken hin zu einer nachhaltigeren Bewirtschaftung sowie bundesweit einheitliche Regelungen zur Forstwirtschaft. “Nur so können wir den Wald wieder zum Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise machen.”