Wärmende Liebesstrahlen

Über den Predigttextfür den Sonntag Okuli: Epheser 5,1-2 (3-7) 8-9

Predigttext
1 So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder 2 und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. 3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört, 4 auch nicht von schändlichem Tun und von närrischem oder losem Reden, was sich nicht ziemt, sondern vielmehr von Danksagung. 5 Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das ist ein Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. 6 Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. 7 Darum seid nicht ihre Mitgenossen. 8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Wie führt man sein Leben als Christ, als Christin? Paulus gibt uns die Antwort im heutigen Text: Wir leben als Gottes geliebte Kinder.

Aber wir leben in einer Welt, der die Liebe oft fehlt. Ich bin überzeugt: Die Probleme in dieser Welt entstehen nicht durch Geldmangel, sondern durch Mangel an Liebe. Menschen spüren diesen Mangel und sie versuchen, die Leerstelle durch etwas anderes zu ersetzen, zum Beispiel durch Geld oder durch Erfolg.

Aber wenn man versucht, den Platz der Liebe mit etwas anderem zu füllen, wird die Welt kompliziert. Denn die Lücke kann so nicht gefüllt werden. Dann versucht man es mit immer mehr Geld oder immer mehr Erfolg. Aber selbst wenn wir die ganze Welt besitzen würde – ohne Liebe wird immer etwas fehlen.

Die Liebe Christi füllt die Lücken im Leben

Als Christ oder Christin weiß ich, dass ich geliebt bin. Die Liebe Jesu Christi, sie füllt meine Lücken im Leben aus. Aber sie ist viel größer als das, weil Jesus uns alles gegeben hat, was er hatte, sogar sein Leben. Die Liebe füllt also nicht nur den kleinen Raum unseres persönlichen Mangels aus, sondern fließt über an andere Orte.
Deshalb kann ich als Kind, das von Jesus Christus geliebt wird, diese Liebe an andere weitergeben.

Paulus schreibt weiter: „So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder“. Dazu muss man wissen, worin man Gott nachahmen möchte. Johannes beschreibt Gott so: „Gott ist Liebe“ (1. Joh. 4,16). Das Leben des Glaubens ist also ein immerwährender Prozess, diesem Gott der Liebe nachzufolgen.

Natürlich ist das, was ich im Einzelnen tue, wichtig. Aber noch entscheidender ist doch, aus welcher Grundhaltung heraus ich insgesamt lebe und handele. Gott gestaltet meine Persönlichkeit durch seine Liebe. Und wenn ich mich darauf einlasse, wenn ich mich durch seine Liebe bilden lasse, dann fließt sie durch mich hindurch und erreicht so auch die anderen.

Ein Glaube, der die Identität verändert

Christen sind Menschen, deren Identität sich verändert hat. Das ist uns koreanischen Christen besonders wichtig, egal ob wir aus der presbyterianischen, methodistischen oder wie ich aus der Holiness Church kommen. In unserer Tradition ist es wichtig, dass der Glaube im Leben eines Christen wirklich zu Veränderungen führt, immer mehr. Wir sind eine Gemeinde mit etwa 70 koreanisch-sprachigen Mitgliedern. Viele von uns sind Studierende an der Detmolder Musikhochschule. Wir kennen uns alle persönlich. In unserer Gemeinde ist es zum Beispiel so, dass wir uns nach dem Gottesdienst in festen Gruppen treffen. Da unterstützen wir uns gegenseitig und überlegen, wie wir als Christen unser Leben bewusst gestalten und uns weiterentwickeln können. Es geht um eine grundlegende Veränderung: „Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.“

Nun sind wir keine Wesen, die aus sich heraus Licht haben, sondern unser Leben ist oft von Dunkelheit bestimmt. Aber wenn Gott kommt, verlassen wir die Dunkelheit, das Licht erweckt uns zum Leben.

So wie Bäume Licht empfangen und dann gute Früchte bringen, so trägt auch unser Leben Früchte unter dem Licht Gottes. Die Frucht der „Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“ wird dieses Land zu einer lebenswerten Welt machen. Ich glaube, das brauchen wir gerade jetzt mehr denn je.

In Zeiten von Corona tragen wir Masken. Aber manchmal scheinen sie nicht nur die Nase und Mund zu bedecken, sondern auch die Herzen. Viele Menschen wenden sich jetzt ab und gehen schnell weiter, statt einander zu grüßen und freundlich „Hallo“ sagen.

Wer öffnet unser bedecktes Herz in diesen Zeiten? Ich glaube, es ist möglich mit der Liebe der Kinder des Lichts. Ich hoffe, dass diese Wärme der Liebe durch uns diesen Winter vertreiben wird.