Vorhang auf im Figurentheater von Aurich!

Im Theater Lazarett in Aurich (Niedersachsen) tanzen ab sofort die Puppen. Mit konventionellem Figurenspiel à la Kasperle & Co. haben die Verantwortlichen allerdings wenig am Hut.

Der Figurenspieler und Theatermitgründer Eike Schmidt bei den Proben für den „Schimmelreiter“.
Der Figurenspieler und Theatermitgründer Eike Schmidt bei den Proben für den „Schimmelreiter“.Daniel Schaffer

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis.“ Dieser Vers aus dem Johannesevangelium passt nicht nur zur Winterzeit, sondern auch zum Theater mit seiner strahlenden Bühnenbeleuchtung. Als Eike Schmidt und sein Team Ende November in Aurich das Theater Lazarett eröffneten, wählten sie genau dieses Zitat als Ausgangspunkt für ein gemeinsames Projekt mit der Kirche. Es trägt den Titel „Füür“ – das plattdeutsche Wort für Feuer. Eine tragende Rolle spielt dabei eine ganz besondere Puppe.

Eike Schmidt ist in Ostfriesland geboren und hat in Stuttgart Figurentheater studiert. Nach seinem Abschluss war er von Süddeutschland aus als selbstständiger Puppenspieler unterwegs, auch für bekannte Sendungen wie die „Sesamstraße“ oder das „Sandmännchen“. Irgendwann wollten er und seine Frau, die ebenfalls aus Ostfriesland stammt, wieder in die alte Heimat. Da kam das Angebot eines befreundeten Ehepaares gerade recht, einen auf den ersten Blick wenig attraktiven, verfallenen Schuppen zum Theaterspielen zu nutzen. Im dazugehörigen Haupthaus ist unter anderem der CVJM untergebracht.

Bei dem historischen Schuppen handelt es sich um das Nebengebäude des früheren Auricher Garnisonslazaretts an der Oldersumer Straße. Im 19. Jahrhundert diente er als Wagenremise und Totenkammer für das Lazarett.

Ein Schuppen mit Platz für 50 Zuschauer

Davon ist jedoch mittlerweile nichts mehr zu sehen. Das Häuschen wurde in den vergangenen Monaten aufwändig saniert. Die alten Holzbalken wurden zu einer schicken Theke im Eingangsbereich verarbeitet, das Interieur ist hell und modern. Das Herzstück bildet eine kleine Bühne mit einer Zuschauertribüne mit Platz für 50 Leute. Damit dürfte klar sein, dass hier keine Veranstaltungen mit Massenpublikum stattfinden werden. Das wäre auch nicht im Sinne der Verantwortlichen.

„Wir möchten einen Ort des kulturellen Austausches schaffen“, schildert Schmidt seine Vision. Und die hat wenig zu tun mit konventionellem Marionettenspiel wie bei der Augsburger Puppenkiste. „Wir werden mit visuellen Effekten, Sound-Design und ungewöhnlichen Materialien arbeiten, um unserem Gästen ein spektakuläres Theatererlebnis zu bescheren.“

Vom „Schimmelreiter“ bis „Nils Holgersson“

Für die Premierensaison bis März 2024 stehen vier Inszenierungen auf dem Programm, darunter Theodor Storms „Der Schimmelreiter“ und Selma Lagerlöfs „Nils Holgersson“. Parallel zum regulären Betrieb sind auch Projekte außerhalb des Theaters geplant.

Eines davon ist „Füür“ in Zusammenarbeit mit der örtlichen Gemeinde. Hinter dem Namen verbirgt sich eine aus elf beleuchteten Elementen bestehende Puppe, die von sechs Personen gespielt wird.: Sie müssen Kopf, Rumpf und Gliedmaßen aufeinander abgestimmt bewegen, um buchstäblich eine bisschen Licht in den tristen düsteren Alltag zu bringen. Diese Figur soll auf Straßenfesten, Jugend-Events und ähnlichen Veranstaltungen zum Einsatz kommen.

„Mit unserem Projekt möchten wir die Stärke der christlichen Gemeinschaft nach außen tragen“, erklärt Eike Schmidt. „Und wir wollen zeigen, dass auch in Krisenzeiten Verbundenheit und ein Weg aus der Finsternis möglich sind.“ Mitspieler für das Puppen-Team werden noch gesucht.

Das vollständige Programm finden Sie hier.