Vorhang auf für den Bischof und seine Theaterpredigt!

Als gelernter Schauspieler ist Landesbischof Ulrich sozusagen vom Fach: Bei seiner Theaterpredigt hatte der Theologe eine klare Botschaft.

Vorhang auf für die Predigten  im Greifswalder Dom!
Vorhang auf für die Predigten im Greifswalder Dom!ecco / Fotolia

Schwerin. Landesbischof Gerhard Ulrich hat angesichts der Terroranschläge von Paris dazu aufgerufen, auf die Kraft der Freiheit vertrauen. "Wir sollten uns von den schrecklichen Ereignissen nicht verleiten lassen, uns abzuschotten gegen alles Fremde", sagte der Nordkirchen-Bischof am Freitagabend bei seiner Theaterpredigt in Schwerin. Seine klare Botschaft: Die Gesellschaft sei "gerade jetzt gerufen, mit den Kräften in allen Religionen zusammenzuarbeiten, die dem Frieden dienen und vertreten, was sie für wahr erkannt haben".
Der evangelische Theologe setzte sich auf der Bühne im Großen Haus mit dem Schauspiel "Ein Volksfeind" des norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen (1828-1906) in der Inszenierung von Ralph Reichel auseinander. In seinem theologischen Kommentar einer Szene mit zehn Schauspielern des Ensembles ging es um Wahrheitsfanatismus und Machtbesessenheit. Dem stellte Ulrich die Macht der biblischen Wahrheit aus der Bergpredigt gegenüber.
Landesbischof Ulrich hielt die Theaterpredigt

Dringend gesucht: die Mutigen!

Der Bischof verwies auf den Protagonisten des Dramas, den Badearzt Thomas Stockmann, als Vorbild für die Gesellschaft. "Dringend gesucht sind sie, die Mutigen, die der Wahrheit zur Macht verhelfen, die nicht schweigen, sich nicht wegducken", so Ulrich. "Es braucht Leute, die Finger in Wunden der Zeit legen. Denn nur, was uns schmerzt, kann auch heilen." Das Theaterstück wurde zum inhaltlichen Hintergrund, um über Lebensfragen, aktuelle Themen sowie Erfahrungen mit Bibel und Glauben in den Dialog zu treten.
Das Gemeinschaftsprojekt von Künstlern und Kirchenleuten ermöglicht nach Angaben der Initiatoren neue Perspektiven auf Bibel und Glauben sowie auf Kunst und Theater. Ulrich hielt bereits am 4. April zum Start der Reihe "Dialog Kirche und Bühne" die erste Theaterpredigt in Schwerin und sprach damals zu William Shakespeares "Kaufmann von Venedig". Ende Mai setzte sich der katholische Alt-Erzbischof Werner Thissen (Hamburg) mit der Oper "La Traviata" von Giuseppe Verdi auseinander.

Ulrich studierte Schauspielkunst

Der in Hamburg geborene Gerhard Ulrich studierte zunächst Germanistik, Theaterwissenschaften und Schauspielkunst, bevor er 1974 zum Studium der Evangelischen Theologie wechselte. 2013 wurde er von der Landessynode der Nordkirche zum Landesbischof gewählt. Seine Predigtstätten sind die Dome zu Schwerin und Lübeck. Ulrich ist auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. (epd)