Vor dem Spiel gegen Ungarn: Wunder, Helden und der Fußballgott

Das EM-Spiel gegen Ungarn weckt Erinnerungen an die “Helden von Bern”. Das Andenken an die Fußballweltmeister von 1954 lebt heute im Netz und auf X fort, etwa auf Accounts zu Horst Eckel. Tochter Dagmar ist begeistert.

Die “Helden von Bern” leben nicht mehr: Horst Eckel starb 2021 mit 89 Jahren als letzter Spieler jener legendären deutschen Fußballnationalmannschaft, die 1954 Weltmeister wurde – im Finale gegen Ungarn im Berner Wankdorf-Stadion. Am Mittwoch (18 Uhr) steht nun wieder ein Duell der beiden Nationen an, in der Vorrunde der Europameisterschaft 2024. Austragungsort ist Stuttgart.

Tochter Dagmar Eckel (56) sagte am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Stuttgart: “Papa sitzt dann bestimmt mit den anderen zusammen, auch mit Franz und Uwe, guckt sich das von oben an, und sagt: Jungs, jetzt macht mal!” Er und die 1954er Mannschaft hätten “immer an sich geglaubt, schon als sie im Bus zur WM in die Schweiz fuhren”.

Immer wieder hat Horst Eckel erklärt, wie damals im Finale der sensationelle 3:2-Sieg gegen die als unbesiegbar geltenden Ungarn gelang – das “Wunder von Bern”. In einem KNA-Interview im Jahr 2018 gab Horst Eckel zudem einen persönlichen Einblick, ob er an Wunder oder an Gott glaubte – oder auch nur an einen “Fußballgott”.

War der mythische Titelgewinn, der in Deutschland damals einen beispiellosen Freudentaumel auslöste, nun ein echtes Wunder oder nur harte fußballerische Arbeit? “Eher Letzteres”, sagte Eckel. “Wenn es überhaupt ein Wunder war, dann das von Sepp Herberger.” Was der damalige Bundestrainer aus der Truppe um Kapitän Fritz Walter machte, hatte Eckel nachhaltig beeindruckt.

Der evangelische Christ Horst Eckel fügte hinzu: “Ich glaube an Gott, aber ich glaube auch daran, dass man seinen eigenen Weg im Leben finden muss und dafür eben manchmal hart arbeiten muss. Und ab und zu hilft auch der liebe Gott.” Und: Gibt es nun einen Fußballgott oder nicht? Dazu sagte der frühere Außenspieler, den sie wegen seiner Schnelligkeit und Ausdauer “Windhund” nannten: “Ich glaube, dass Gott überall zu finden ist, also warum nicht auch im Fußball.”

Wenn der Pfälzer an “Wunder” dachte, fiel ihm als erstes seine heute 87-jährige Frau Hannelore ein, die er 1957 heiratete. “Dieses Wunder hält nun schon 60 Jahre an und schenkte uns zwei tolle Töchter”, sagte Eckel im Juni 2018. Mit seiner Tochter Dagmar hatte Eckel, der nach seiner Fußballerkarriere als Sportlehrer arbeitete, eine nach ihm benannte Stiftung gegründet, die Bildungsprojekte fördert. Dagmar Eckel ist heute Vorsitzende des Stiftungsrates.

Sie ist auch Ansprechpartnerin auf der “offiziellen Webseite” zu Horst Eckel (www.horst-eckel.de). Außerdem gibt es einen Horst-Eckel-X-Account (@Horst_Eckel) mit rund 151.000 Followern. Auf der Homepage und auf X wird derzeit auf eine ungewöhnliche Fanaktion verwiesen: Dem “Meisterschaftsball” (https://meisterschaftsball.de).

Denn im Jahr der Europameisterschaft 2024 stehen gleich drei Fußball-Jubiläen an: 70 Jahre “Wunder von Bern”, 50 Jahre Gewinn der WM 1974 und 10 Jahre Sieg bei der WM 2014. “Insgesamt 130 Jubiläumsjahre verlangen geradezu nach einer solch ungewöhnlichen Fanaktion”, schreiben die Initiatoren. “Zu Ehren der Sportler, die aus unserem Land eine Fußballnation gemacht haben.”

Der Anstoß – durch Dagmar Eckel – fand am “Horst-Eckel-Tor” statt, dem südwestlichen Eingang des Fritz-Walter-Stadions auf dem Betzenberg in Kaiserslautern. Die Idee: Gemeinsam soll ein Fußball 444 Kilometer durch Rheinland-Pfalz, Hessen und bis nach Baden-Württemberg gespielt werden. “Innerhalb von 130 Stunden, mit 87 Fünfer-Teams, Tag und Nacht” und mit einem Ziel: Die Arena Stuttgart.

Die Wegstrecke Kaiserslautern, Koblenz, Mainz, Mannheim und Stuttgart sollte in zehn Streckenabschnitte und 87 Etappen aufgeteilt werden, die dann in Fünfer-Teams mit Ball – je nach Verkehrslage – abgelaufen oder abgeschritten würden. Dagmar Eckel sagt dazu: “Natürlich gab und gibt es bei einer so großen Strecke auch Lücken, aber die Idee zählt.”

Das Ziel werde jedoch sicher erreicht – und zwar, wenn das 87. Team mit Ball an diesem Mittwoch an der Stuttgarter Arena ankommt. Dann tritt die deutsche Nationalelf der ungarischen Mannschaft entgegen, “so wie vor 70 Jahren”. Dagmar Eckel weist allerdings darauf hin, dass die Final-Mannschaften von 1954 keine Gegner blieben. Sie seien im Laufe der Jahre “fast wie ein Team” geworden. “Wenn die sich getroffen haben, gab es nicht Sieger und Verlierer. Die waren Freunde.”