Vor 80 Jahren wurde Königin Silvia geboren

1976 war ganz Deutschland stolz, als die aus Heidelberg stammende Silvia Sommerlath den schwedischen König Carl XVI. Gustaf heiratete. Und Abba widmeten ihr für die Hochzeit einen ihrer größten Hits: Dancing Queen.

Das schwedische Königshaus hat in diesem Jahr Grund zu feiern: Erst beging König Carl XVI. Gustaf im September den 50. Jahrestag seiner Thronbesteigung, am 23. Dezember wird dann Königin Silvia 80 Jahre alt. Dass die Monarchie in Schweden ein gutes Ansehen genießt, liegt vor allem an der Königin. Ihr wird immer wieder attestiert, sie habe die schwedische Monarchie gerettet.

Denn als Carl Gustaf 1973 den Thron bestieg, galt er als Leichtgewicht, als Playboy mit einer Vorliebe für schnelle Autos. Gegner der Monarchie freuten sich schon, doch vergebens. Mittlerweile haben der König und die Königin beide Rekorde des schwedischen Königshauses gebrochen: Seit 2018 ist Carl Gustaf der bisher am längsten regierende König, seit 2011 ist Silvia die am längsten amtierende Königin.

„Unsere Silvia“ hieß es stolz in Deutschland, als 1976 die damalige Silvia Sommerlath und Carl XVI. Gustaf heirateten. Kennengelernt hatten sie sich bei den Olympischen Spielen 1972 in München, wo Silvia Sommerlath als Chef-Hostess tätig war. Heiraten konnten sie erst, nachdem Carl Gustaf König geworden war, denn vorher hätte er das Königshaus verlassen müssen, wenn er eine nicht ebenbürtige Frau geheiratet hätte.

Silvia Sommerlath ist in Heidelberg geboren, sie hatte einen deutschen Vater und eine brasilianische, katholische Mutter. „Es heißt, ich habe ein brasilianisches Herz, einen deutschen Kopf und eine schwedische Seele“, beschreibt sich Königin Silvia. Ausdrücken kann sie sich in vielen Sprachen; neben Deutsch und Schwedisch spricht sie Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch. Sie ist auch mit der Gebärdensprache vertraut.

Zur wichtigsten Aufgabe einer jeden Königin zählt, Kinder zu bekommen, damit die Monarchie möglichst in gerader Linie fortgesetzt werden kann. Diese Aufgabe hat sie mit ihren drei Kindern Victoria, Carl Philip und Madeleine erfüllt. Ihre älteste Tochter Victoria wurde 1980 rückwirkend zur Thronfolgerin erklärt, nachdem per Gesetz das älteste Kind des Monarchen als Nachfolger festgesetzt wurde. Es kommt in Schweden nicht gut an, dass der König bis in die jüngste Zeit zu verstehen gegeben hat, wie falsch er diese Entscheidung findet. Nach allgemeiner Meinung bewältigt die Kronprinzessin ihre Aufgabe hervorragend – wie auch ihre Mutter, Königin Silvia.

Royals betätigen sich in der Regel karitativ. Die schwedische Königin ist für ihren Einsatz vielfach ausgezeichnet worden, so zuletzt im Mai diesen Jahres, als ihre Heimatstadt sie deswegen zur Ehrenbürgerin ernannte. Königin Silvia hat verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen gegründet, zwei davon sind auch in Deutschland bekannt.

Im November kam sie nach Frankfurt, um dort ein „Childhood House“ zu eröffnen. Diese Anlaufstelle für Kinder, die von Gewalt bedroht sind oder bereits erfahren haben, wird von der „World Childhood Foundation“ getragen, einer Stiftung, die die Königin 1999 gegründet hat. Nach Angaben des Königshauses hat die Stiftung mehr als 1.200 Projekte in 19 verschiedenen Ländern unterstützt. Mittlerweile gibt es zehn Einrichtungen in Deutschland.

Deutschland besuchte die Königin auch immer wieder im Zusammenhang mit ihrer „Silviahemmet“-Stiftung, die sie 1996 ins Leben gerufen hat, weil ihre Mutter an Demenz erkrankt war. „Hemmet“ bedeutet auf Schwedisch „Heim“. Die in Stockholm gelegene Einrichtung fördert die Demenzforschung und bietet spezielle Pflegekurse an. In Deutschland kooperiert die Stiftung mit den Maltesern.

Die Lebensqualität des erkrankten Menschen steht bei dieser Philosophie an erster Stelle. Der erste Tagestreff wurde 2012 im Ruhrgebiet in Bottrop eröffnet, 2009 die erste Malteser-Demenzstation in Köln. Die Königin berichtete damals, wie schwer es gewesen sei, die fortschreitende Demenzerkrankung ihrer eigenen Mutter mitansehen zu müssen.

Königin Silvia erfüllt ihre Aufgabe immer freundlich und professionell mit einem Lächeln. Doch nicht immer ist ihr nach Lachen zu Mute. 2010 kam es knüppeldick für sie. Zuerst wurden dem König in einem Buch Kontakte in die Unterwelt und Fremdgehen attestiert, dann entbrannte eine Diskussion um die Nazi-Vergangenheit ihres Vaters. Die erste Krise hat sie nach außen souveräner als die zweite bewältigt.

„It ain’t easy being Queen!“ – „Es ist nicht leicht Königin zu sein“, steht auf einem Stoffkissen, das der Königin geschenkt wurde. Aber sie gibt ihr Bestes, und dafür lieben sie die Schweden.