Vor 80 Jahren begann die Schlacht um Montecassino

Das Kloster Montecassino ist einer der symbolträchtigen Orte des Zweiten Weltkriegs. Während der Vielvölkerschlacht 1944 vollständig zerstört, wurde es nach dem Krieg zum Symbol für gelungenen Wiederaufbau.

Stattlich thront das Kloster Montecassino auf dem gleichnamigen Berg in der Region Latium rund 140 Kilometer südlich von Rom. Seine Anfänge gehen zurück auf das Jahr 529. Benedikt von Nursia soll dort das Ur-Kloster des Benediktinerordens gegründet und seine Ordensregel verfasst haben. Zuletzt im Jahr 1349 nach einem Erdbeben wiederaufgebaut und erweitert, trotzte das Kloster Montecassino 595 Jahre lang allen Widrigkeiten – bis zum 15. Februar 1944.

Die Schlacht um Montecassino vom 17. Januar bis zum 18. Mai 1944 gilt als eine der längsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Bis zu 55.000 alliierte und 20.000 deutsche Soldaten sowie unzählige Zivilisten wurden getötet oder verwundet. Mehr als 1.000 Menschen hatten im Kloster Schutz gesucht, mindestens 250 von ihnen fanden bei der Bombardierung am 15. Februar 1944 den Tod. Die anderen konnten rechtzeitig fliehen.

Das Kloster lag auf der von den Deutschen eingerichteten „Gustavlinie“, die an der schmalsten Stelle quer durch Italien führte. Diese Verteidigungslinie sollte das Vordringen der im September 1943 im Süden Italiens gelandeten Alliierten in die im Norden gegründete Marionettenrepublik von Salo am Gardasee verhindern.

Die Kämpfe an der „Gustavlinie“ konzentrierten sich auf das strategisch gut gelegene Montecassino. Die Wehrmachtssoldaten hatten auf dem Berg rund um das Kloster Stellungen errichtet. Der deutsche Oberbefehlshaber Albert Kesselring verbot seinen Männern zwar, das Kloster zu betreten. Die Alliierten vermuteten trotz Versicherung der Nazis und von Papst Pius XII. (1939-1958) dennoch Soldaten in den Räumen.

Daher warfen die Amerikaner fast 500 Tonnen Bomben über Montecassino ab. Der Angriff gilt damit als schwerster der Kriegsgeschichte auf ein einzelnes Gebäude. Da es sich dabei um eines der ältesten Heiligtümer der Christenheit handelte, sorgte das für diplomatische Verstimmungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Alliierten.

Die Abtei Montecassino wurde durch die Bomben bis auf die Grundmauern zerstört. Dass sie innerhalb von 19 Jahren originalgetreu wiederaufgebaut wurde, macht sie nicht nur zu einem tragischen Symbol des Zweiten Weltkriegs, sondern auch zu einem Beispiel für gelungenen Wiederaufbau. Nur ein Raum des Klosters wurde nicht wiederaufgebaut, besser gesagt: Er musste nicht wiederaufgebaut werden.

Wie durch ein Wunder blieb die mittelalterliche Krypta mit dem Grab Benedikts unbeschädigt. In ihrer Nähe landete ein Blindgänger. Hier beteten rund 40 der Benediktiner von Montecassino und überlebten die Zerstörung des Klosters. Der Ort rund um das Grab ist somit der einzige erhaltene mittelalterliche Teil des Klosters. Auch ein Torbogen mit der Aufschrift „Pax“ („Frieden“) wurde nicht zerstört.

Bereits vor Beginn der Schlacht brachten Wehrmachtssoldaten auf Befehl von Oberstleutnant Julius Schlegel den Bibliotheksbestand, liturgische Geräte und Gewänder, Handschriften, Gemälde und die Gebeine des heiligen Benedikt in die Engelsburg nach Rom. Die Evakuierung der Kunstschätze umfasste rund 100 LKW-Ladungen. Unter den Schriften aus der Bibliothek befanden sich auch die Baupläne des Klosters. Diese ermöglichten den schnellen Wiederaufbau der Abtei. 1964 weihte Papst Paul VI. (1963-1978) das Kloster und dessen Basilika neu – 20 Jahre nach der Zerstörung.

Für den Wiederaufbau rief der verantwortliche Ausschuss im Jahr 1947 alle Italiener auf, fünf Jahre lang jährlich 10 Lire zu spenden. Damit könnten die auf 200 Millionen Lire veranschlagten Kosten gedeckt werden. Hinzu kamen Gelder des italienischen Staats und Spenden aus aller Welt.

Dem originalgetreu wiederaufgebauten Kloster – „Wo es stand und wie es war“ war der Leitsatz des neuen Abtes Ildefonso Rea für den Wiederaufbau – sieht man die Zerstörung des Krieges nicht mehr an. Bei einer Wanderung auf dem Monte Cassino sind hingegen bis heute aus dem Felsen gesprengte Brocken und Munition zu sehen. Noch prägender sind die Soldatenfriedhöfe am Fuße des Berges. Sie zeigen auf eindrückliche Weise die tödliche Zerstörung der Vielvölkerschlacht des Zweiten Weltkriegs.