Vor 150 Jahren wurde der Dichter Hugo von Hofmannsthal geboren

Hofmannsthal galt als der größte Dichter seiner Zeit. Aber den Literaturnobelpreis bekam er nie. Vor 150 Jahren begann sein schaffensreiches Leben, das tragisch endete.

Österreich-Ungarn war noch eine Großmacht. Kaiser Franz Joseph I. regierte die Doppel-Monarchie. Da wurde in Wien am 1. Februar 1874 – vor 150 Jahren – dem Juristen und Bankbeamten Hugo von Hofmannsthal und seiner Frau Anna ein Sohn geboren: Hugo Laurenz August Hofmann Edler von Hofmannsthal. Es sollte das einzige Kind der Familie bleiben, die jüdische, italienische, schwäbische und österreichische Wurzeln aufwies. Hugo sollte später Karriere als Autor von Bühnenstücken und Opern-Libretti machen.

Die Eltern legten von Anfang an Wert auf eine gute Bildung. Einen wesentlichen Teil seiner Jugend verbrachte Hugo deshalb mit Büchern und Theaterbesuchen. Bald war ihm die europäische Literatur so vertraut, dass er sich selbst schriftstellerisch betätigte. Schon als Gymnasiast verfasste er Gedichte und Dramen und veröffentlichte diese unter dem Pseudonym Loris. Im Cafe Griensteidl am Wiener Michaelerplatz, wo sich die Autoren des „Jungen Wien“ wie Arthur Schnitzler oder Felix Salten trafen, war das Wunderkind regelmäßig zu Gast und wurde von den älteren Literaten gefeiert.

Trotz aller Begeisterung für das Schreiben begann Hofmannsthal nach dem Schulabschluss erst einmal Jura zu studieren, wechselte aber bald zur französischen Philologie. Dazwischen leistete er freiwillig einen einjährigen Militärdienst ab. Bereits 1891 hatte er den Dichter Stefan George kennengelernt, dessen „Blätter für die Kunst“ einige Gedichte von ihm abdruckten. Die Freundschaft zerbrach allerdings 1898, als sich Hofmannsthal zunehmend Theater und Oper zuwandte.

Für das literarische Umsatteln sprachen auch Geldgründe, denn für seine Stücke und Libretti erhielt der Jungautor gute Honorare. Mit diesen verdiente er bald soviel, dass er eine Familie ernähren konnte. Später sollten Einnahmen aus Film und Rundfunk dazu kommen.

1901 heiratete Hofmannsthal die 22-jährige Gerty Schlesinger, die Schwester seines Freundes Hans. Bei ihr stimmte einfach alles, Herkunft, Milieu, Alter und Mitgift, wie es in der aktuellen, bei S. Fischer erschienenen Biografie von Elsbeth Dangel-Pelloquin und Alexander Honold über den Schriftsteller heißt. Zeitlebens lobte er ihre „glückliche Natur“, die ihm über manch melancholische Phasen hinweghalf. Eine Tochter und zwei Söhne wurden dem Paar geboren.

1906 kam es zur ersten Zusammenarbeit mit dem Komponisten Richard Strauss. Hofmannsthal schrieb das Libretto für „Elektra“. Weitere fünf Opern sollten folgen, die dieses kongeniale Duo bei allen Auseinandersetzungen schuf. Darunter so bekannte Werke wie „Der Rosenkavalier“ oder „Ariadne auf Naxos“. Dritter im Bunde, der meist für die Inszenierung sorgte, war der Theatermann Max Reinhardt. Er brachte auch die Sprechstücke von Hofmannsthal auf die Bühne.

Diesem Trio vor allem war 1920 die Gründung der Salzburger Festspiele zu verdanken. Hofmannsthals „Jedermann“ ist dort auf dem Domplatz bis heute ein Dauerbrenner. Hofmannsthals Werke wurden geschätzt. Viermal schlug man den Dichter für den Nobelpreis vor, bekommen hat er ihn nie. Auch andere Ehrungen blieben ihm versagt.

Der 50. Geburtstag stürzte den Autor in eine Krise. Über die nächsten Jahre beutelten ihn Krankheiten, seine Schaffenskraft ließ nach. Zum Sorgenkind hatte sich da schon Sohn Franz entwickelt. Am 13. Juli 1929 nahm sich der 26-Jährige das Leben. Als zwei Tage später die Beerdigung angesetzt war, fehlten die Eltern. Die Mutter musste sich um den Vater kümmern; denn obwohl schon fertig angezogen, war dieser auf einmal zusammengebrochen.

Zwei Tage nach dem Schlaganfall starb auch Hugo von Hofmannsthal im Alter von 55 Jahren. Beerdigt worden sein soll er auf seinen Wunsch hin im Habit eines Franziskaners. Viele Künstler und Bürger kamen zu seinem Begräbnis auf dem Kalksburger Friedhof in Wien. Reden am Grab hatte sich der Verstorbene noch zu Lebzeiten verbeten. Arthur Schnitzler hielt im Nachruf fest: „Der größte Dichter dieser Zeit ist mit ihm dahin.“