Von Stahlhelm bis Bonanza-Rad – Trier zeigt vergessenen Alltag

Eine Zeitreise in die Vergangenheit: Das Trierer Stadtmuseum zeigt Alltagsgegenstände aus 100 Jahren – mit zahlreichen Wiederentdeckungen für die Besucher. Eröffnung ist am Sonntag.

Eine neue Würdigung alter Gegenstände bietet das Trierer Stadtmuseum Simeonstift seinen Gästen. Mit der Sonderausstellung “Ausrangiert. Vergessene Alltagsgegenstände und ihre Geschichten” wird ab Sonntag zu einer Zeitreise in die vergangenen Jahrzehnte eingeladen. “Es geht um die Dinge, die man gerne unterschätzt, bis es dann zu spät ist”, sagte die Direktorin des Stadtmuseums, Viola Skiba, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Wir zeigen den damaligen Alltag der Menschen.” Die Schau läuft bis 27. Oktober.

Die Idee sei gewesen, einmal auf die jüngere Vergangenheit zu blicken, erläuterte Skiba. So würden Mobiltelefone und Musikkassetten ebenso präsentiert wie Schreibmaschinen oder das Bonanza-Fahrrad. “Wir schauen uns jetzt eine Zeit an, die noch nicht so lange weg ist, aber trotzdem schon wahnsinnig spannend ist.”

Gezeigt wird der Wandel der Lebensgewohnheiten in den vergangenen 100 Jahren in Themenbereichen wie “Wohnen und Haushalt”, “Arbeitsalltag” oder “Körperpflege und Medizin”. Dort ist unter anderem ein alter Arzneikoffer einer Leipziger Apotheke zu sehen – gefüllt mit mehr als 150 verschiedenen homöopathischen Mitteln. “Jeder Gast, der über 20 Jahre alt ist und hier hereinkommt, der wird ein Aha-Erlebnis haben”, so die Museumschefin. “Und die Jüngeren werden sich sehr wundern.”

Insgesamt präsentiert die Schau rund 200 Exponate. Nicht alle sind in ihrem Verwendungszweck auf den ersten Blick zu erkennen, etwa ein Stahlhelm am Stock. Er diente nach dem Krieg seinen Besitzern als stabiler Behälter zum Schöpfen aus einer Jauchegrube. Kurios sind auch ein Tee-Wecker mit extra Lichtquelle oder ein hölzerner Zigaretten-Vogel für den vornehmen Tabak-Genuss.

Alte Haushaltsgegenstände, überflüssig gewordene Arbeitsutensilien oder ausrangierte Wohnaccessoires füllen zwei Etagen des Museums. Nach einem Aufruf haben zahlreiche Privatpersonen und Institutionen scheinbar unspektakuläre Objekte zur Verfügung gestellt. Weitere Ausstellungsstücke stammen aus der Sammlung des Stadtmuseums.

Besucher werden nicht nur zum Anschauen und Wiederentdecken eingeladen, sondern auch zum Spielen aufgefordert. So soll ein Einkaufsladen vor allem Kinder zum Nachspielen einer vergangenen Zeit animieren. Ergänzt werden die Alltagsgegenstände von Gemälden der städtischen Kunstsammlung.