Von der Hafenkirche zum Mahnmal

Ein großes Feuer, Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg und ein Umzug innerhalb der Stadt – die Hamburger Hauptkirche St. Nikolai hat einiges hinter sich. Jetzt feiert sie 825. Geburtstag.

Der Kirchturm von St. Nikolai
Der Kirchturm von St. NikolaiNorbert Neetz / epd

Hamburg. Als der Turm der Hamburger St. Nikolai-Kirche 1874 fertiggestellt wurde, war er für kurze Zeit das höchste Gebäude der Welt. Gegründet wurde die Nikolaikirche aber bereits 1195, damals war sie die Hafenkirche der Hamburger Neustadt. Das 825-jährige Bestehen feiert die Gemeinde am Sonntag, 4. Oktober, mit einem Festgottesdienst. Die mittelalterliche Kirche wurde nach dem Großen Brand von 1842 abgerissen, der Nikolai-Turm ist heute ein Mahnmal für Frieden und Versöhnung, und die Gemeinde hat eine neue Kirche in Alsternähe.

Weil den Hamburgern die Altstadt rund um die heutige Hauptkirche St. Petri an der Mönckebergstraße zu eng wurde, gründeten sie 1021 die „Neue Burg“ auf der anderen Seite des damaligen Alsterflusses, dem heutigen Nikolaifleet. Hier wurde auch der Hafen gebaut. Die Besiedlung der Halbinsel kam allerdings erst in Gang, als Graf Adolf III. von Schauenburg 1188 den Bürgern umfassende Handelsrechte zugestand. Rund 300 Gläubige fasste die St. Nikolai-Kirche seinerzeit.

Aufs Jahr genau datiert

Nach dem Großen Brand von 1842 wurde die alte Kirche mitsamt den umliegenden Häusern abgerissen. Sie stand auf mehreren hundert Erlen-Pfählen. Weil der Boden hier sehr feucht ist, sind sie noch gut erhalten. Dies ermöglicht heute eine Datierung aufs Jahr genau. Über die Geschichte des mittelalterlichen Nikolai-Quartiers informiert derzeit eine archäologische Ausstellung im Museum unter dem Mahnmal.

Ohne einen Cent zu zahlen lässt sich das Mahnmal St. Nikolai am Reformationstag besichtigen
Ohne einen Cent zu zahlen lässt sich das Mahnmal St. Nikolai am Reformationstag besichtigenThomas Morell

Vier Jahre nach dem Großen Brand wurde beschlossen, eine neue prachtvolle Hauptkirche zu bauen. Der Bau aus Sandstein und Marmor im neugotischen Stil war für die traditionelle Hamburger Backstein-Architektur seinerzeit eher ungewöhnlich. 1874 war der 147 Meter hohe Nikolai-Turm fertig. Drei Jahre lang war er der höchste Turm der Welt, dann übernahm die Kathedrale von Rouen den Superlativ.

Umzug in anderen Stadtteil

Während der Bombenangriffe auf Hamburg 1943 wurde St. Nikolai stark beschädigt. Die Hauptkirche hätte, wie die anderen vier auch, wieder aufgebaut werden können. Doch weil St. Nikolai ihre Innenstadtgemeinde durch Bürobauten weitgehend verloren hatte, wurden die Kirchenmauern 1951 bis auf den Chor abgebrochen. Mit dem Hamburger Sinn fürs Praktische wurde ein Teil der Steine zur Befestigung des Elbufers genutzt. Über 30 Jahre lang verhandelten Kirche und Stadt, ehe am 21. Juli 1977 die Nikolai-Ruine offizielles Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wurde.

Die Gemeinde hatte sich mittlerweile eine neue Bleibe in einem Wohngebiet gesucht. 1962 wurde die neue Hauptkirche mit ihrem charakteristischen Nadelturm nach zweijähriger Bauzeit am Klosterstern in Harvestehude eingeweiht. Die Steine des Taufaltars, eine Christusfigur und eine Ansgar-Statue, stammen aus der alten Nikolaikirche. Von 1964 bis 1986 war sie Bischofskirche, ehe dieser Ehrentitel an St. Michaelis ging.

Bischöfin Fehrs predigt

Der Festgottesdienst zum 825-jährigen Jubiläum beginnt um 11 Uhr kann auch als Video verfolgt werden. Predigen wird Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs. Für die Musik sorgt Anne-Katrin Gera am Flügel. Die Orgel wird derzeit komplett erneuert. (epd)