Die Kirche kann nach Ansicht des scheidenden Tourismusbeauftragten der bayerischen evangelischen Landeskirche, Thomas Roßmerkel, viel von der Tourismusbranche lernen. „Wir in der Kirche denken oft von unseren Strukturen und Angeboten her“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag. Der Tourismus hingegen denke „vom Gast her“ und richte seine Angebote „flexibler an den Wünschen seiner Gäste aus“. Und weil Ruhe, Stille und Spiritualität bei Urlaubern gerade gefragte Themen seien, stelle sich die Branche darauf ein, erläuterte Roßmerkel, der bald in den Ruhestand geht: „Wenn Spiritualität gefragt ist, dann ist es gerade die Aufgabe von Kirche, diesen Bedarf ernst zu nehmen und zu befriedigen.“
Roßmerkel sagte, Menschen seien im Urlaub erfahrungsgemäß „offener für spirituelle Fragen“. Stille und Entschleunigung seien Mega-Themen auch im Tourismus. Deswegen habe der Freistaat eigene Marken herausgebracht wie „Stade Zeiten“ oder „Auszeiten“. Dies seien spezielle Tourismus-Angebote, „wo Menschen zur Ruhe kommen und die eigene Mitte finden“ könnten.
Solche Angebote nehme die Kirche auf „beim Pilgern, spirituellen Wanderungen und unserer Häusermarke ‘StilleErleben’“, erläuterte Roßmerkel. Durch Angebote wie spirituelle Wanderungen oder Radpilgern könne sich die Kirche neue Zielgruppen erschließen. Jedenfalls seien die Teilnehmerzahlen bei solchen Angeboten seit zehn Jahren eindeutig steigend, betonte er.
Ein Problem auch beim sogenannten sanften Tourismus, bei dem sich die Gäste ökologisch verantwortlich verhalten, sei immer die Anreise. „Viele Menschen reisen individuell mit dem Auto an“, sagte Roßmerkel. Das sei leider ein Problem, „bei dem wir als Kirche wenig unterstützen können“, denn es sei vor allem eine Frage der jeweiligen regionalen Infrastruktur. „Als Kirche sind wird aber offen für Angebote, die den sanften Tourismus unterstützen“, betonte er. (00/3151/28.09.2023)