Vom Bankkaufmann zum Gottesmann

Seine Nervosität wollte Udo Markus Bentz gar nicht erst verschweigen – und so eröffnete der neu ernannte Erzbischof von Paderborn seine erste Rede an die Mitglieder seiner künftigen Diözese mit einem Scherz. „Wenn Sie wüssten, was für einen Puls ich habe“, sagte der 56-Jährige am Samstagmittag im voll besetzten Dom zu Paderborn. „Aber die Malteser sind da, da kann nichts passieren.“ Der bisherige Weihbischof von Mainz soll offiziell am 10. März kommenden Jahres in sein Amt eingeführt werden.

Bei seiner Vorstellung bekannte sich Bentz zu einer der Welt zugewandten Kirche, die die Sorgen und Nöte der Menschen an- und ernst nimmt. „An der Wirklichkeit vorbei kann man nicht geistlich sein. Das ist meine Überzeugung“, betonte er. Die Kirche müsse wissen, „dass sie nicht leben kann, wenn sie sich verschließt und sich selbst genügt, sondern dass sie ihrer Sendung dann gerecht wird, wenn sie Grenzen überwindet und mit dem Evangelium Brücken baut“.

Der Weggang aus Mainz werde ihm nach 35 Jahren schwerfallen, räumte Bentz ein, der einst , den ganz und gar bodenstämmigen Beruf des Bankkaufmanns erlernt hatte, bevor er Priester geworden war. In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt amtierte der Theologe zuletzt als Generalvikar und Ökonom des Bistums, der in dieser Funktion eine Reihe schwieriger Reformen angestoßen hatte, um die Kirchenfinanzen ins Lot zu bringen.

Der kirchliche Karriere des am 3. März 1967 im südpfälzischen Rülzheim geborenen Bentz ist eng mit der Figur des langjährigen Mainzer Bischofs Karl Lehmann verbunden. Der weithin beliebte Kardinal hatte ihn zum Priester geweiht und wenige Jahre später zum Bischofskaplan und somit zu seinem persönlichen Sekretär ernannt. Nach einem Promotionsstudium übernahm Bentz die Leitung des Mainzer Priesterseminars und empfing 2015 schließlich – wiederum durch Lehmann – die Bischofsweihe.

„Für mich ist ein Bild zerbrochen“, erklärte Bentz im Frühjahr 2023, als die unabhängige Missbrauchsstudie für das Bistum Mainz Lehmanns Rolle kritisch hinterfragte. In dem dicken Abschlussbericht wird das Bild eines Kirchenmannes nachgezeichnet, den das Leid der Betroffenen nie wirklich zu interessieren schien.

Auch Bentz selbst musste sich in diesem Zusammenhang kritischen Fragen stellen. Trotz seiner Position als Lehmann-Sekretär hatte er nach eigener Aussage nichts davon mitbekommen, wie abweisend Lehmann mit den Missbrauchsopfern umgegangen war. Doch bei diesem Thema sollen nur wenige Personen im Bistum Mainz eingeweiht gewesen sein. Er habe Einblicke in die Akten erst nach Lehmanns Tod erhalten.

Unter Lehmanns Nachfolger in Mainz, Peter Kohlgraf, wuchs die Rolle von Bentz im Bistum Mainz spürbar, in allen zentralen Reformfragen hatte er ein entscheidendes Wort mitzusprechen. Auch unpopuläre Maßnahmen wie der Rückzug des Bistums aus der Trägerschaft katholischer Schulen fielen in seine Zuständigkeit. Der Weihbischof sei ihm zur „wesentliche Stütze“ geworden, sagte Kohlgraf zum Wechsel seines Vertrauten nach Ostwestfalen.

Zum Abschied verriet der Mainzer Bischof in einer Videobotschaft noch einige private Qualitäten seines bisherigen Generalvikars. Bentz sei auch ein guter Koch und Gastgeber: „Der Wochenmarkt in Mainz verliert einen seiner besten Kunden.“ Auch für die Marktleute tue ihm der Weggang des Weihbischofs aufrichtig leid.