Vom Abenteuer, geliebt zu werden
Die Welt des Autisten Todd gerät aus den Fugen, als in seinem Heim ein neuer Pfleger auftaucht. Ein Roman über das Abenteuer, geliebt zu werden.
Eli Gottlieb: Best Boy
Von Kerstin Kempermann
„Alle glauben zu wissen, was mit mir los ist, aber sie wissen es nicht. Sie denken, ich sei autistisch, aber sie wissen nicht genau, was das bedeutet.“ So beschreibt sich die Hauptfigur Todd Aaron. „Best Boy“, so hat seine verstorbene Mutter den inzwischen Mitte 40-Jährigen immer genannt. Nun lebt Todd Aaron seit Jahrzehnten in einem Pflegeheim und hat sich mit seinem Leben arrangiert. Auch wenn sein Bruder ihn nur selten besuchen kommt und sein Mitbewohner ihn drangsaliert, ist er glücklich. Die Musik von Neil Young und sein Lexikon, in dem er immer wieder nachschlägt, um sich und die Welt zu verstehen, geben ihm Ruhe.
Doch als in dem Heim ein neuer Pfleger auftaucht, der Aaron an seinen Vater erinnert, vor dem er Angst hatte, gerät sein gewohntes Leben aus den Fugen. Er selbst beschreibt es so: „Mein Unglücklichsein wurde immer stärker, bis ich am Ende so unglücklich war, dass es in meinem Kopf die ganze Zeit regnete, selbst wenn die Sonne schien.“ Und als er dann auch noch die Bekanntschaft der einäugigen Martine, einer neuen Bewohnerin, macht und seine Medikamente absetzt, wächst in ihm der Wunsch, nach Hause zu gehen. Und so begibt Todd Aaron sich auf eine wagemutige Reise, die ihn auch seiner verstorbenen Mutter näherbringt.
Eli Gottlieb schildert die Geschichte mit außergewöhnlichem Einfühlungsvermögen. Dabei überzeugt die Erzählung durch die klare Sprache, mit der die Hauptfigur den Leser in seine Welt mit hineinnimmt. „Best Boy“ ist eine Geschichte über das Abenteuer, geliebt zu werden und zu lieben. Und die Leser werden Todd Aaron lieben.
Eli Gottlieb: Best Boy
C. H. Beck 2015
252 Seiten, 19,95 Euro
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