Vogelkundler: Der Kuckuck büßt Lebensraum ein

Der Kuckucksbestand in Deutschland hat sich nach Schätzung des Vogelexperten Bernd Petri vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in den vergangenen gut 30 Jahren etwa halbiert. 1990 habe es noch schätzungsweise 125.000 Kuckuckspaare in Deutschland gegeben, sagte der Ornithologe und stellvertretende Landesvorsitzende des Nabu Hessen im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bis heute dürfte die Zahl auf rund 60.000 bis 70.000 zurückgegangen sein.

Petri rechnet in diesen Tagen mit der Rückkehr der ersten Kuckucke aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara. Nach langjährigen Erfahrungen kämen die ersten Tiere in den letzten Märztagen in Bayern und Baden-Württemberg an, fingen aber nicht sofort an zu rufen. Der typische Ruf des reinen Insektenfressers erklinge in der Regel erstmals um den 1. April herum, erläuterte der Ornithologe. Allerdings mache der Vogelart der Verlust ihres Lebensraumes und ein Rückgang der Nahrung zu schaffen. „Wir haben vor allen Dingen den Verlust an Insekten, sodass die Wirtsvogelarten natürlich auch nicht so erfolgreich Jungvögel großziehen können“, erläuterte Petri.

Jedes Kuckucksweibchen sei auf eine bestimmte Wirtsvogelart geprägt, dem es seine Eier ins Nest lege. Der Kuckuck sei von diesen insgesamt rund 45 Vogelarten völlig abhängig. Wenn das Vogelarten seien, die wegen des milden Wetters frühzeitig mit der Brutpflege anfingen, sei der Kuckuck als Langstrecken-Zugvogel möglicherweise im Nachteil. Als Beispiele für solche Wirtsvögel nannte der Vogelkundler Zaunkönig, Rotkehlchen, Bachstelze oder Hausrotschwanz. Es könne „natürlich sein, dass die Kuckucke für diese Wirtsvogelarten zu spät kommen“, sagte Petri. Anders sei das mit Wirtsvögeln wie Teich- oder Sumpfrohrsängern, die selber weite Strecken zwischen Winter- und Sommerquartier zurücklegten. Auch die Rohrsänger kämen erst im Laufe des April oder im Mai in Mitteleuropa an.

Das seien aber Hypothesen, sagt Petri. Wie sich die Klimakrise auf den Brutzeitpunkt der Wirtsvogelarten und damit auf den Kuckucksbestand insgesamt auswirkt, werde noch vielfältig untersucht. Tatsache sei allerdings, dass der Kuckuck „eine sehr anpassungsfähige Vogelart“ sei. Es falle außerdem auf, „dass man eher mal Kuckucke im Offenland beobachtet und hört“ als in Wäldern. Neben dem Nabu bietet auch der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) ein Portal, bei dem interessierte wissenschaftliche Laien melden können, wann und wo sie einen Kuckuck gehört oder gesehen haben. (00/0968/23.03.2024)