Voderholzer gegen Bischofs-Voten zu Gesellschaftsthemen

Die Agrarstudie der Deutschen Bischofskonferenz hat in den vergangenen Wochen Wellen geschlagen. Der Bischof von Regensburg äußert grundsätzliche Kritik: Solche Wortmeldungen seien keine Aufgabe von Bischöfen.

Bischof Rudolf Voderholzer kritisiert die Positionierungen der Deutschen Bischofskonferenz in sozialen, ökologischen oder politischen Fragen. Im Gespräch mit der in Freiburg erscheinenden Zeitschrift “Communio” (online, Dienstag) sagte er, diese Positionierungen seien nicht Aufgabe von Bischöfen und Priestern. Die Meinungsäußerung in diesen Themenfeldern sehe er als Aufgabe von im jeweiligen Fachgebiet qualifizierten Laien.

Der Bischof von Regensburg betonte: “Grundsätzlich würde ich sagen: Agrarwissenschaftliche Fragen sollen von Agrarwissenschaftlern diskutiert und behandelt werden.” Im Idealfall seien darunter auch Gläubige, die ihren Schöpfungs- und Erlösungsglauben als besondere Motivation und Maßstab in die wissenschaftliche Diskussion einbrächten.

Voderholzer äußerte sich mit Bezug auf die im September veröffentlichte Studie “Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität. Perspektiven für die globale Landnutzung”, die eine Sachverständigengruppe der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz erarbeitet hatte.

Voderholzer hatte sich öffentlich von der Studie distanziert. Seine Kritik an dem Text begründet er mit den äußeren Umständen im Bistum Regensburg: “Sie müssen sich vorstellen: Wir waren im September gerade dabei, Kandidatinnen und Kandidaten für die anstehenden Kirchenverwaltungswahlen zu gewinnen. Auf dem Land sind es vielfach Bäuerinnen und Bauern, die sich ehrenamtlich für ihre Kirchen einsetzen und sie als ‘ihre Sach” betrachten. Da waren ein ausdrücklich positives und anerkennendes Wort, ein Dank und das Anmahnen von größerer Differenzierung unbedingt notwendig.” Daher habe er das Papier kritisiert, “nicht um gegen die Bischofskonferenz zu schießen”.

Mit Blick in den Text der Studie bemängelte Voderholzer deren Ton, der “nicht auf Augenhöhe mit den Betroffenen spricht, sondern sehr stark von oben herab”. Er habe sich in einigen Punkten mehr Differenzierung und Rücksichtnahme auf regionale Unterschiede gewünscht. Weiter sagte der Bischof, dass der Bauernstand sehr empfindlich geworden sei und schnell “Bauern-Bashing” wittere, komme nicht von ungefähr.

Das Expertenpapier mahnte Änderungen in der Agrarpolitik an. Unter anderem plädieren die Autoren für andere finanzielle Anreize. So sollten Bauern, die nachhaltig wirtschafteten und etwa die CO2-Aufnahme auf ihren Äckern verbesserten, dafür honoriert werden. Das aktuelle System hingegen befördere den Verlust fruchtbarer Böden und könne das Höfesterben nicht verhindern, so die Studie.