Virtual Reality: Neuer Therapieansatz bei Magersucht
Virtual Reality (VR) kann eine gesunde Gewichtszunahme simulieren. Dieser Therapieansatz bei Magersucht sei eines der Themen beim 27. Weltkongress für Psychosomatik vom 19. bis 21. September in Tübingen, teilten die Kongressveranstalter am Dienstag in Stuttgart mit. Nach internationalen Daten seien etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung von Magersucht betroffen, hauptsächlich Mädchen und junge Frauen.
Für den Langzeiterfolg einer Therapie, so die Mitteilung, sei vor allem die Therapie der Ängste wichtig, die mit der Gewichtszunahme zusammenhängen. „An dieser Stelle nutzen wir VR“, sagt Katrin Giel, Sektionsleitung Translationale Psychotherapieforschung am Universitätsklinikum Tübingen. „Dadurch können die Betroffenen erleben, wie ihr Körper wirklich aussieht, aber auch, wie sie mit Normalgewicht aussehen könnten.“
Bei der Expositionstherapie setzen die Patienten nach einer Vorbesprechung eine VR-Brille auf und nehmen jeweils einen Controller in die Hand. An Armen und an der Hüfte werden Bewegungstracker angebracht. Die Betroffenen sehen sich im virtuellen Raum in zwei bodentiefen Spiegeln. Welcher normal gewichtige Body-Mass-Index (BMI) ihr virtueller Körper in der VR haben soll, wird mit den Patienten gemeinsam festgelegt. „Ein interessanter Effekt für viele Patientinnen ist es, festzustellen, dass es für sie wider Erwarten gar keinen sichtbaren oder merklichen Unterschied macht, ob der virtuelle Körper zwei Kilogramm mehr oder weniger wiegt“, sagt Giel.
Das Fazit der Pilotstudie sei sehr ermutigend, sagt Giel. Auch ein Einsatz von VR bei Adipositas, also starkem Übergewicht, sei denkbar. So könne gezeigt werden, wie ein Körper nach einer Gewichtsreduktion aussehen würde. (2090/17.09.2024)