Brände in Altenheimen: Wo sie ausbrechen, was dagegen hilft

Defekte Geräte, Kerzen oder Zigaretten: Immer wieder kommt es in Altenheimen zu Bränden, wie jetzt in Bedburg-Hau (Nordrhein-Westfalen) mit vier Toten. Was helfen könnte.

Bei einem Feuer in einem Heim in Bedburg-Hau sind vier Menschen gestorben
Bei einem Feuer in einem Heim in Bedburg-Hau sind vier Menschen gestorbenImago / Funke Foto Services

Von einer Flammenhölle berichtet eine Boulevard-Zeitung. „Das ist eine hochdramatische Situation, die an keinem spurlos vorbeigeht, auch nicht an uns Einsatzkräften“, sagt ein Feuerwehrsprecher. Mit einem Großaufgebot haben Feuerwehr und Rettungskräfte am frühen Montagmorgen einen Brand in einer Seniorenresidenz im niederrheinischen Bedburg-Hau bekämpft.

Mindestens vier Bewohner sind laut Polizeibericht gestorben, 3 weitere wurden schwer und 15 leicht verletzt, darunter auch ein Feuerwehrmann sowie ein Polizist. Weitere 46 Bewohner wurden medizinisch betreut. Viele stehen unter Schock, wie der Feuerwehr-Sprecher mitteilte.

Brände „in erschreckender Regelmäßigkeit“

Immer wieder hat es schlimme Folgen, wenn in stationären Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern Feuer ausbricht. Anfang Januar waren bei einem vermutlich von einen psychisch auffälligen Patienten ausgelösten Brand in Uelzen fünf Menschen ums Leben gekommen. Ebenfalls zu einem Brand mit drei Toten kam es im September 2022 in einem Altenheim in Wardenburg bei Oldenburg (Niedersachsen).

Mann in dunkler Jacke und mit grauen Haaren spricht mit Polizei und Feuerwehr auf einem GehwegBrand im Seniorenheim in Bedburg-Hau fordert 4 Tote und viele Verletzte ** NUR FUeR REDAKTIONELLE ZWECKE ** EDITORIAL USE ONLY **Ein Seniorenheim steht am 4.3.2024 an der Kalkarerstr. 57 in Kalkar in Brand und Innenminister Herbert Reul besucht die Brandstelle. Es gab mehrere Tote und Verletzte. Foto : Arnulf Stoffel / Funke Foto Services

Buntes Deutschland NRW Bedburg-Hau Copyright: ArnulfxStoffel *** Fire at retirement home in Bedburg Hau causes 4 deaths and many injuries FOR EDITORIAL PURPOSES ONLY EDITORIAL USE ONLY p A retirement home is on fire on 4 3 2024 at Kalkarerstr 57 in Kalkar and Interior Minister Herbert Reul visits the scene of the fire There were several deaths and injuries Photo Arnulf Stoffel Funke Foto Services p Copyright: ArnulfxStoffel doc7ueqkird6nkqlu63jn9 ,EDITORIAL USE ONLYLaut Bundesverband Technischer Brandschutz (bvfa) tauchen Brände in sozialen Einrichtungen in erschreckender Regelmäßigkeit und Häufigkeit auf. 2023 gab es danach in Deutschland bei 117 Bränden in Krankenhäusern fünf Tote und 149 Verletzte zu beklagen. In Alten- und Pflegeheimen waren es bei 126 Bränden 22 Tote und 181 Verletzte, was einer Verdoppelung gegenüber 2021 entspricht. All das sind laut Verband Mindestzahlen, weil manche Brände gar nicht gemeldet werden.

Tod durch Flammen, Rauchvergiftungen, Schock: Aus Sicht des TÜV Süd birgt der Brandschutz in Senioren- und Pflegeheimen eine große Herausforderung: Alte Menschen und Pflegebedürftige seien oft körperlich und auch mental eingeschränkt und könnten im Brandfall hilflos agieren. Weil viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, ist hohe Geschwindigkeit bei der Rettung gefordert.

Wo Brände in Seniorenheimen meistens beginnen

Häufigste Ursachen für Brände sind defekte Elektrogeräte wie Heizdecken, Herdplatten, Toaster oder Mikrowellen, Fahrlässigkeit durch Rauchen und Kerzen oder Brandstiftung, etwa durch psychisch auffällige Bewohner.

„Fast alle Brände beginnen in den Zimmern der Bewohner“, schreibt der Fachverlag für Verwaltung und Industrie „WEKA“ in einer Auswertung. 70 Prozent der Brandopfer würden im Schlaf überrascht, weil die meisten Brände zwischen 18 und 24 Uhr ausbrächen.

Einbau von Sprinkleranlagen gefordert

Die Experten des Bundesverbands für Technischen Brandschutz fordern als Konsequenz den Einbau von Sprinkleranlagen in jedem Zimmer, neben freien Fluchtwegen, guter Ausstattung mit Brandschutzmeldern und Feuerlöschern sowie einem klaren und eingeübten Ablauf von Brandschutzmaßnahmen. Sie sollten den Brand bereits in der Entstehungsphase eindämmen und die Rauchausbreitung behindern. „In den USA konnte nach einer Studie der National Fire Protection Association (NFPA) durch den Einsatz von Sprinkleranlagen in Seniorenheimen die Zahl der Todesopfer um 82 Prozent und die Zahl der Verletzten sowie der Sachschäden um etwa die Hälfte reduziert werden“, betont der Verband.

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert solche Sprinkleranlagen. „Jedes Patienten- und Personalzimmer muss gesetzlich verpflichtend mit selbstständigen Löschanlagen ausgestattet werden“, verlangt Vorstand Eugen Brysch. „Was in Möbelhäusern und Lagerhallen seit Langem Standard ist, muss auch in Pflegeheimen gelten. Deshalb sind die Bau- und Gesundheitsminister von Bund und Ländern aufgefordert, jetzt endlich eine gesetzliche Regelung verbindlich vorzulegen.“

Brandschutz: Immer wieder Kontrollen

Eine Regelung, die allerdings zu erheblichen Kosten für die Pflegebedürftigen führen würde, sagt der Geschäftsführer des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD), Andreas Wedeking. Aus seiner Sicht ist der Brandschutz in Altenhilfeeinrichtungen bereits sehr strikt geregelt. Bei jeden Neu- oder Umbau sei ein Brandschutzkonzept gefordert. Immer wieder gebe es Kontrollen der Heimaufsichten und Schulungen der Mitarbeiter, auch zusammen mit der Feuerwehr. „Nicht ist besser kontrolliert als eine Pflegeeinrichtung“, zeigt sich Wedeking überzeugt.