Vier katholische Theologinnen werden künftig in Stuttgart taufen

Von dieser Woche an werden in Stuttgart auch vier katholische Theologinnen die Taufe spenden: Die Pastoralreferentinnen Silke Jourdan und Mechthild Carlé sowie die Gemeindereferentinnen Christine Göttler-Kienzle und Monika Koch. Die vier Frauen sehen die Beauftragung als wichtigen Schritt in Richtung Gleichberechtigung, teilte das Katholische Stadtdekanat am Dienstag mit.

Bisher sei es in der katholischen Kirche Priestern und Diakonen vorbehalten gewesen, die Taufe als Sakrament zu spenden. „Ich bin glücklich, dass unsere Diözese den Weg freigemacht hat“, sagte Silke Jourdan von der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Neckar. Jourdan wird am 18. November in der Liebfrauenkirche in Bad Cannstatt drei Kinder taufen. Die Familien der Kinder stehen schon lange im Kontakt mit Jourdan: „Es war der Wunsch beider Familien, dass ich ihre jüngsten Kinder taufe“, erzählt die Pastoralreferentin. Und auch für sie selbst sei der Schritt richtig und wichtig: „Ich habe schon in vielen Fällen die Taufvorbereitung übernommen, nur die Taufe selbst war mir nicht erlaubt. Umso mehr freue ich mich jetzt auf alle künftigen Taufen.“

Die vier Stuttgarter Theologinnen haben in den vergangenen Monaten den Qualifizierungskurs der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit weiteren 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht. Voraussetzung für eine Bewerbung war, dass die Theologen mehr als sieben Jahre im aktiven Dienst als Pastoral- oder Gemeindereferent und mehr als 50 Prozent angestellt sind. Weitere Qualifizierungskurse sollen folgen. Am 8. November erfolgt die Beauftragung durch Bischof Gebhard Fürst im Rottenburger Dom. Ermöglicht worden ist dies durch ein zum 1. November 2022 in Kraft getretenes bischöfliches Dekret zur außerordentlichen Taufspendung durch Laien.

Für den Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes ist die außerordentliche Beauftragung ein Schritt zu mehr Gleichberechtigung, dem weitere Schritte folgen müssen: „Aus Stuttgart werden vier ganz großartige, geistlich und seelsorgerlich erfahrene pastorale Mitarbeiterinnen ausgebildet und beauftragt“. Er habe das sehr unterstützt, da ihm die vollständige Gleichberechtigung „als Ausdruck der gleichen Würde in unserer Kirche“ am Herzen liege. Heute sei jede Taufe nicht nur ein formales Ritual, sondern ein pastoraler Weg mit der Familie, der besondere Aufmerksamkeit brauche und verdiene, so der Stadtdekan. (2651/07.11.2023)