Viel Interesse an Nachrichten – aber auch viel Überforderung

Eine gute Dreiviertelstunde verbringt ein Mensch in Deutschland täglich mit Nachrichtenkonsum. Doch jeder und jedem Zweiten wird das zu viel. Fachleute dringen auf mehr Medienkompetenz.

Die Nachrichtenflut im Netz sorgt zunehmend für Überforderung: Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage, die der Digitalverband Bitkom am Donnerstag in Berlin vorstellte. Die Hälfte der Befragten verfolgt demnach mehrmals täglich online die Nachrichten, ein weiteres Drittel (32 Prozent) tut dies einmal täglich, 13 Prozent mehrmals die Woche. Ebenso gab die Hälfte der Befragten an, sich häufig überfordert zu fühlen. Noch mehr (58 Prozent) wissen nach eigenen Worten oft nicht, welchen Nachrichten und Quellen sie vertrauen können.

Knapp zwei Drittel (62 Prozent) erklärten, den eigenen Nachrichtenkonsum mitunter bewusst einzuschränken. Ein solcher “Nachrichten-Eskapismus” sei vor allem in Krisenzeiten nachvollziehbar, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Wenn Menschen sich weniger informierten, ebne dies auf lange Sicht jedoch den Weg für Desinformation und “Fake News”. Bereits in der Schule müsse daher Medienkompetenz geschaffen werden.

Viele Menschen seien am Zeitgeschehen sehr interessiert, fügte Rohleder hinzu. Laut Umfrage nutzen diejenigen, die die Nachrichten verfolgen, dafür täglich im Durchschnitt 48 Minuten. Bei knapp einem Viertel (23 Prozent) ist es sogar mehr als eine Stunde. Zugleich gaben 54 Prozent an, häufig nur die Überschriften und nicht ganze Artikel zu lesen.

“Fake News” beunruhigen offenbar viele Internetnutzerinnen und -nutzer: 85 Prozent erklärten, dass Falschmeldungen den gesellschaftlichen Zusammenhalt zerstören. Ebenso viele stimmten der Aussage zu, es sei schwierig, den Wahrheitsgehalt einzelner Meldungen zu prüfen. Zwei Drittel (67 Prozent) berichten, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten auf “Fake News” gestoßen seien. Bei einer vorigen Umfrage während der Corona-Zeit und vor der Bundestagswahl 2021 hatten dies 92 Prozent angegeben.

Die Idee, Medienkompetenz in der Schule zu lehren, stößt auf breite Zustimmung: 90 Prozent sind dafür. Die Gesellschaft müsse “befähigt werden, Informationen kritisch zu bewerten und mögliche Falschinformationen selbst zu erkennen”, sagte Rohleder. – An der repräsentativen Befragung zum 75. Jubiläum des Grundgesetzes beteiligten sich laut Angaben 1.002 Internetnutzerinnen und -nutzer.