Vertreibungen im Sudan dauern an – inzwischen 8,5 Millionen

Seit einem Jahr kämpfen rivalisierende Generäle um die Macht in Khartum. Die Gewalt treibt Millionen in die Flucht und ins Elend. Internationale Hilfe ist derweil nur zu einem Bruchteil finanziert.

Der Machtkampf im Sudan treibt auch nach einem Jahr täglich Tausende Menschen neu auf die Flucht. Allein im Südsudan kämen durchschnittlich 1.800 Schutzsuchende pro Tag an, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Dienstag in Genf mit. Dies erhöhe den humanitären Druck in dem Land, das schon fast 640.000 Vertriebene aufgenommen habe, unter ihnen viele Südsudanesen, die zuvor in den Norden geflohen waren. Die Region erlebe eine der größten und herausforderndsten Krisen weltweit, sagte eine Sprecherin.

Wegen des Konflikts zwischen Sudans De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan und seinem früherem Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo mussten laut UNHCR inzwischen mehr als 8,5 Millionen Menschen ihr Zuhause verlassen. Die städtische Mittelschicht mit Berufsständen wie Ärzten, Lehrern, Ingenieuren und höher Gebildeten sei fast vollständig zerstört.

1,8 Millionen Menschen aus dem Sudan versuchten sich den UN-Angaben zufolge in Nachbarländern in Sicherheit zu bringen. Der Tschad habe den größten Flüchtlingszustrom seiner Geschichte erlebt. Die Zahl der registrierten sudanesischen Flüchtlinge in Ägypten habe sich verfünffacht. Auch Äthiopien, das schon eine der größten Populationen von Geflüchteten auf dem Kontinent beherberge, melde weiter neue Ankünfte.

Trotz des Ausmaßes der Krise seien von den veranschlagten 150 Millionen US-Dollar (138 Millionen Euro) eines regionalen Hilfeplans für das laufende Jahr nur 7 Prozent finanziert. Ein Plan für den Sudan selbst, der mit einem Bedarf von 2,7 Milliarden Dollar (2,5 Milliarden Euro) rechnet, ist laut UNHCR nur zu knapp 6 Prozent abgesichert.