Vertreiben zwecklos
Tauben. Sinnbilder für Frieden, Sanftmut und den Heiligen Geist. Wenn man allerdings die beiden Taubenmännchen auf dem Dach nebenan beobachtet, fragt man sich, wie es dazu kommen konnte: Mit lautem Flügelklatschen gehen sie aufeinander los; es kracht richtig, wenn sie mit dem Brustbein aufeinanderprallen. Friedlich geht anders.
Auch an der der Geist-Begabung der Tiere kann man durchaus zweifeln: Warum sonst laufen sie uns immer genau vor die Füße, wenn wir versuchen auszuweichen? Und warum wählen sie immer wieder die besonders dünnen Äste aus, auf denen sie mit lautem Geflatter landen – um dann, kurz vorm Absturz, mit noch viel mehr Geflatter doch wieder durchzustarten?
Merkwürdig, dass die Taube trotz dieser Mängel zum Symbol für den Heiligen Geist wurde. Natürlich spielen die Geschichte von der Sintflut und der Taufe Jesu dabei eine Rolle. Auch die antike Vorstellung, dass die Vögel besonders sanftmütig sind, weil sie angeblich keine Galle besitzen, hat zum guten Ruf der Tiere beigetragen, genau wie die Tatsache, dass die im biblischen Israel heimischen Felstauben weitgehend in festen Partnerschaften leben.
Vielleicht ist es aber auch eine ganz andere Eigenschaft, die die Taube zu einem guten Symbol für Gottes Geist macht: Sie ist unglaublich zäh und überlebt auch unter widrigsten Bedingungen. Und es ist fast unmöglich, sie zu vertreiben – davon können Stadtpolitiker und Gärtner ein Lied singen. Ähnlich dürfen wir uns wohl den Heiligen Geist vorstellen: Er ist in die Welt gekommen und geht einfach nicht mehr weg – was wir auch anstellen, um ihn zu ignorieren oder zu vertreiben. Was für ein Glück für uns!