Vertrag für neue Rabbinerausbildung in Potsdam unterzeichnet
Bei der Ausbildung jüdischer Geistlicher wird die Uni Potsdam künftig mit einer neuen Stiftung zusammenarbeiten. Wie die bisherige Kooperation mit dem Abraham-Geiger-Kolleg weitergeht, ist offen – und andere Punkte auch.
Die Universität Potsdam und die neu gegründete Nathan-Peter-Levinson-Stiftung zur Ausbildung von Rabbinerinnen und Rabbinern haben einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Zugleich sagte der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, am Montag, dass es der Stiftung zum bevorstehenden Wintersemester zunächst darum gehe, den bisherigen “Bestandsstudenten” am Standort Potsdam die Möglichkeit zu geben, ihr Studium im Rahmen der neuen Institute fortzusetzen.
“Ab dem darauffolgenden Semester wird es darum gehen, neue Studierende aufzunehmen”, sagte Botman. Dabei gehe man derzeit mit Blick auf das Wintersemester von einer Zahl von etwas weniger als 20 Studierenden aus. Nach der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags betonte er: “Dies ist ein herausragender Moment für das jüdische Leben in Deutschland.”
Der Zentralrat hatte die Stiftung vor einigen Monaten auf den Weg gebracht. Das hat auch damit zu tun, dass er nicht damit einverstanden ist, dass die Jüdische Gemeinde zu Berlin Anfang 2023 die Trägerschaft für die bisherige Rabbiner- und Kantorenausbildung in Potsdam übernommen hat. Dazu gehören das Abraham-Geiger-Kolleg für die liberale und das Zacharias-Frankel-College für die konservative Ausbildung. Beide sind bisher An-Institute der Uni Potsdam.
Der Zentralrat und die Hauptstadtgemeinde liegen deswegen und auch wegen anderer Punkte im Streit miteinander. Die Gemeinde und liberale jüdische Verbände kritisieren die Gründung der neuen Stiftung.
Innerhalb der neuen Stiftung sind drei Seminare entstanden: das Regina Jonas Seminar für die liberale Rabbinerausbildung, das Abraham J. Heschel Seminar für die konservative und das Louis Lewandowski Seminar für die Kantorenausbildung. Außerdem werde die Stiftung in Forschung und Lehre eng mit der School of Jewish Theology und den Jüdischen Studien der Universität Potsdam zusammenarbeiten.
Die Uni Potsdam beabsichtigt, auch die neue Stiftung als An-Institut anzuerkennen, also als rechtlich selbstständige Einrichtung, die eng mit der Uni verbunden ist, ohne direkt zu ihr zu gehören.
Man versuche nun, in einem “konstruktiven Dialog der Komplexität Rechnung zu tragen”, sagte Universitätspräsident Oliver Günther. Das betreffe die Miet- und Raumfrage, die Frage des An-Institut-Status und der Kooperation. “Die alten Kooperationsverträge laufen derzeit noch. Man muss schauen, welche Form der Zusammenarbeit weiter möglich und sachgerecht ist.” An-Institute aufzulösen, könne unterschiedliche Gründe haben, etwa Inaktivität. “Ein An-Institut muss einen positiven Einfluss auf unsere akademische Arbeit ausüben. Wenn das nicht mehr der Fall ist, kann der Senat darüber entscheiden, den Status abzuerkennen.”