Versuch für Schulfach „Werte und Normen“ wird ausgeweitet

Nach den Sommerferien soll das Fach an 40 Schulen unterrichtet werden. Die Kirche hält das für angemessen.

Schüler beim Unterricht (Symbolbild)
Schüler beim Unterricht (Symbolbild)Andrea Enderlein / epd

Hannover. Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen halten es für "angemessen", dass die Landesregierung das Fach "Werte und Normen" auch an Grundschulen einführen will. Es sei "völlig in Ordnung", ein solches Angebot parallel zum Religionsunterricht für Kinder der Klassen eins bis vier vorzuhalten, sagte die hannoversche Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track dem epd. "Genauso wie es ein Recht auf religiöse Erziehung gibt, besteht natürlich auch ein Recht auf nicht-religiöse Erziehung."
Kultusminister Grant-Hendrik Tonne (SPD) hatte angekündigt, der laufende Schulversuch für das Fach "Werte und Normen" an 10 Grundschulen werde nach den Sommerferien auf 40 Schulen ausgeweitet. Nach Ablauf dieser zweiten Erprobungsphase könnte "Werte und Normen" dann als ordentliches Unterrichtsfach eingeführt werden, ergänzte der Minister und betonte: "Es geht um ein Zusatzangebot zum konfessionellen Religionsunterricht, nicht um einen Ersatz für das Fach Religion." Der Religionsunterricht sei als einziger Unterricht grundgesetzlich verankert und habe auch im niedersächsischen Schulgesetz einen besonderen Stellenwert.

Wert des Religionsunterrichts betont

Eine Mehrheit der Eltern und Schüler befürwortet laut Kultusministerium die Einführung des Faches "Werte und Normen", ebenso eine Vielzahl von Lehrern und Schulleitungen. Bislang gibt es in Niedersachsen erst ab Klasse fünf eine wertebildendes Alternativfach zum Religionsunterricht. Ein Ersatzfach Ethik für Grundschüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, wird bislang in den Bundesländern Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angeboten.
Gäfgen-Track betonte, sie weise Forderungen etwa vonseiten der Humanisten ausdrücklich zurück, den Religionsunterricht zugunsten des Faches "Werte und Normen" ganz abzuschaffen. Die Gesetzesinitiative werde nicht "der Anfang vom Ende des Religionsunterrichts" sein, betonte die Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen für Bildungsfragen. "Wir sind der Ansicht, dass es beides geben muss. Und ich erwarte von den Befürwortern des Werte-und-Normen-Unterrichts, dass sie das Recht auf religiöse Bildung akzeptieren."
Sie habe aber auch keinen Anlass zur Sorge, sagte Gäfgen-Track. Das Kultusministerium habe immer den Wert des Religionsunterrichtes betont. Die Erfahrungen an den weiterführenden Schulen zeige zudem, dass die Kirchen die Konkurrenz nicht fürchten müssten. 75 Prozent der Schüler nähmen dort am Religionsunterricht teil. Das seien mehr, als tatsächlich Christen seien. Dies zeige, dass der Unterricht offenbar gut gemacht sei. "Das, was den Religionsunterricht stark macht, ist seine Qualität." (epd)