Artikel teilen:

Versöhnungsbund protestiert gegen Gewalt-Artikel in der CA

AUGSBURG/WITTENBERG – Radtouren sind zur Zeit offenbar das Mittel der Wahl: Mit einer Friedensradtour vom 1. bis 10. September unter der Überschrift „Verdammung? Nein danke“ will die deutsche Sektion des Internationalen Versöhnungsbundes gegen die politischen Auswirkungen des 16. Artikels des Augsburger Bekenntnisses protestieren.
Der 16. Artikel der Bekenntnisschrift befasst sich mit der Frage, wie Christen zu staatlicher Gewalt stehen. Melanchthon formulierte, ,,dass Christen ohne Sünde Übeltäter mit dem Schwert bestrafen, rechtmäßig Kriege führen und in ihnen mitstreiten können“. Das Augsburger Bekenntnis (confessio augustana, abgekürzt CA) wurde 1530 von Philipp Melanchthon für den Augsburger Reichstag verfasst. Es gehört zu den Bekenntnisschriften, die bis heute in lutherischen und unierten Kirchen gültig sind.
Der Versöhnungsbund beklagt, dass der Artikel 16 der CA immer wieder benutzt worden sei, um staatliche Gewalt theologisch zu legitimieren. Zur Reformationszeit habe er dazu gedient, die Verfolgung der Täufer zu rechtfertigen; bis heute trage er zur Ausgrenzung von Pazifistinnen und Pazifisten durch die evangelischen Kirchen bei.
Eine Abkehr der Kirchen von dem Artikel sei trotz langer Bemühungen des Versöhnungsbundes nicht in Sicht, hieß es. Mit der Radtour soll die Bekenntnisschrift in Wittenberg symbolisch an ihren Verfasser Melanchthon zurückgegeben werden. „Die Aufgabe christlicher Weltverantwortung lässt sich besser formulieren!“, wie der Versöhnungsbund mitteilte.
Der Internationale Versöhnungsbund ist nach eigenen Angaben eine spirituell begründete Bewegung, die sich für aktive Gewaltfreiheit als ein Mittel der persönlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Wandlung einsetzt. leg

Die Radtour führt vom 1. bis 10. September von Augsburg nach Wittenberg. Informationen: Thomas Nauerth, Telefon (05 21) 17 18 61, E-Mail: nauerth@friedenstheologie.de. Internet: www.versoehnungsbund.de.