Verschollene Kapelle aus der Reformationszeit wiederentdeckt

Die im Zuge der Reformation zerstörte Mallerbacher Kapelle bei Allstedt in Sachsen-Anhalt ist bei archäologischen Untersuchungen wiederentdeckt worden. Am Mittwoch hat Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) den Ort besucht und sich über die Ausgrabungen informiert, wie die Staatskanzlei in Magdeburg sowie das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) in Halle mitteilten.

Die Kapelle wurde bei archäologischen Untersuchungen des LDA im Rahmen des landesweiten Gedenkjahres „Gerechtigkeyt. Thomas Müntzer & 500 Jahre Bauernkrieg“ entdeckt, mit dem Sachsen-Anhalt in diesem und im kommenden Jahr an den Tod des Reformators Thomas Müntzer (um 1489-1525) und den Deutschen Bauernkrieg 1524/25 erinnert.

Die am Weg zwischen Allstedt und Querfurt gelegene Wallfahrtskapelle, in der laut LDA ein salzige Tränen weinendes, wundertätiges Marienbild verehrt wurde, wurde am Gründonnerstag 1524 von Allstedter Bürgern geplündert und niedergebrannt. Müntzer habe den Wallfahrtsort in seinen Predigten und Ansprachen immer wieder angegriffen und damit die Bürger aufgewiegelt, hieß es.

Die aktuellen Ausgrabungen bezeichnete das Landesamt als „sensationell zu bezeichnenden Befund“. So habe nicht nur der Standort der einstigen Wallfahrtskapelle identifiziert, sondern auch ihr gesamter Grundriss freigelegt werden können. Die Reste des Kirchleins seien gut erhalten und belegten eine Saalkirche von etwa 17 Metern Länge mit Rechteckchor und halbrunder Apsis. Sie dürfte den Angaben zufolge aus dem 12. oder 13. Jahrhundert stammen und ursprünglich die Kirche des Dorfes Mallerbach gewesen sein.