Artikel teilen:

Verhaftung mutmaßlicher Kriegsverbrecher spaltet Kosovo

Die Wunden des Kosovokriegs sind Jahrzehnte später immer noch nicht verheilt. Das zeigt einmal mehr die Verhaftung fünf mutmaßlicher Kriegsverbrecher.

Die Verhaftung von fünf mutmaßlichen Kriegsverbrechern am Wochenende sorgt in Kosovo erneut für Spannungen. Ein Teil der serbischen Minderheit kündigte Proteste an, die serbisch-orthodoxe Kirche spricht von politisch motivierten Verhaftungen. Die Festgenommenen sollen im April 1999 mehrere Dörfer im Südosten des Kosovos überfallen und ethnische Albaner gefoltert, vergewaltigt und getötet haben.

Die serbisch-orthodoxe Eparchie Rasko-Prizren kritisierte laut Medienberichten (Sonntag) die “willkürlichen Verhaftungen” der ethnischen Serben. Das Vorgehen würde von der serbischen Bevölkerung in Kosovo zu Recht als Unterdrückung aufgrund von Volkszugehörigkeit betrachtet. Ziel der Behörden in Pristina sei eine ethnische Säuberung. Dem Portal “Kosovo Online” zufolge kündigten Kosovo-Serben für Montag Proteste an.

Unterdessen äußerten sich auch die Hinterbliebenen der Opfer gegenüber örtlichen Zeitungen. Sie hätten über Jahrzehnte mit jenen Männern als Nachbarn gelebt, die ihre Verwandten mit Messern ermordet und teils lebendig verbrannt hätten, so die Anschuldigungen. Die Festnahmen empfinden sie als späte Gerechtigkeit.

Noch immer sind die Nachwirkungen des Kosovokriegs (1998-99) in der Region spürbar. Mit der Begründung, die Guerilla der ultranationalistischen Kosovarischen Befreiungsarmee (UCK) zu bekämpfen, hatte der serbisch-jugoslawische Machthaber Slobodan Milosevic damals eine brutale Kampagne gegen die albanische Bevölkerungsmehrheit in Kosovo gestartet. Die NATO bombardierte daraufhin ab März 1999 ohne ein UN-Mandat jugoslawische Ziele.