Verein für Zivilcourage ruft zum Einsatz für demokratische Werte auf
Demokratie und Zivilcourage gehören zusammen: „Wo immer wir auf andere Menschen treffen, deren Rechte verletzt werden, kann Zivilcourage nötig sein“, sagte Verena Berthold zum bundesweiten „Tag der Zivilcourage“ am Donnerstag (19. September) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei gehe es nicht darum, sich heldenhaft ins Geschehen zu stürzen, erläuterte die erste Vorständin des Münchner Vereins „Zivilcourage für Alle“: „Es kann klüger sein, die Polizei zu rufen oder sich mit anderen zu verbünden.“ Rund 400 Menschen nähmen pro Jahr an den Trainings des Vereins statt, noch einmal so viele würden bei Vorträgen und Infoständen erreicht.
Die Bandbreite von Situationen, in denen Zivilcourage erforderlich ist, sei gewachsen. „Das reicht von der klassischen körperlichen Bedrohung in der U-Bahn über respektloses, diskriminierendes Verhalten bis hin zur Diskussion von Verschwörungsmythen“, zählt die Psychologin auf. Zwei „Fehler“ seien dabei typisch: „Viele wenden sich intuitiv an den Täter, um ihn zum Aufhören zu bringen – aber das ist viel schwieriger, als sich auf das Opfer zu fokussieren und es aus der Situation zu ziehen“, erklärt die Trainerin. Der zweite Fehler sei, aus Unsicherheit gar nichts zu tun.
Viele Menschen seien gehemmt, die Nummer der Polizei zu wählen, sagt die 31-Jährige, die seit elf Jahren ehrenamtlich für „Zivilcourage für Alle“ arbeitet. Von den Sicherheitskräften jedoch käme die Rückmeldung, dass sie zu selten gerufen würden. „Das Credo für Zivilcourage lautet: Nicht wegschauen, den eigenen Standpunkt klar machen“, betonte Berthold.
Die Trainerin beobachtet eine steigende Nachfrage nach Trainings, weil immer mehr Menschen im Alltag grenzwertige Situationen erlebten. Das liege auch daran, dass „manches mittlerweile salonfähig geworden ist, was früher niemand gesagt hätte“. Zudem gebe es auf der körperlichen Ebene „eine gewisse Enthemmung“. Wer ein Training absolviert habe, fühle sich in seiner Handlungskompetenz gestärkt: „Die Teilnehmenden lernen: Es gibt immer verschiedene Wege aus einer Situation, andere helfen auch, man kann sich verbünden.“
„Zivilcourage für Alle“ wurde 2010 als Reaktion auf den Tod von Dominik Brunner gegründet. Der Geschäftsmann starb am S-Bahnhof Solln infolge einer körperlichen Auseinandersetzung mit zwei Jugendlichen, nachdem er sich für deren Opfer eingesetzt hatte. Rund 20 Ehrenamtliche engagieren sich in dem Verein, der auch Mitglied im Bundesnetzwerk Zivilcourage ist. (00/2765/17.09.2024)