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Verdi: Zwei von drei Pflege-Azubis mit Ausbildung unzufrieden

Personalmangel ist eines der großen Probleme der Pflege. Die Ausbildungszahlen sind zuletzt gestiegen. Doch offenbar könnten viele Azubis dem Beruf den Rücken kehren, weil sie unzufrieden sind.

Viele Auszubildende und Studierende in der Pflege sind unzufrieden mit ihrer Ausbildung und fühlen sich überfordert. Das zeigt der neue Ausbildungsreport Pflegeberufe der Gewerkschaft Verdi, der den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorab vorlag. Nur gut ein Drittel der Auszubildenden und weniger als die Hälfte der Studierenden sind demnach mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden. Über 80 Prozent leisten regelmäßig Überstunden, fast die Hälfte fühlt sich dauerhaft stark belastet.

Für die nicht repräsentative Erhebung wurden Verdi zufolge zwischen Sommer und Herbst des vergangenen Jahres über 2.200 Auszubildende in den Pflegeberufen sowie Studierende in einer hochschulischen Pflegeausbildung befragt. “Nur gut ein Drittel der Auszubildenden ist mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden – nur halb so viele wie in anderen Berufen. Diese schlechte Bewertung ist ein Armutszeugnis für die Arbeitgeber, viele werden ihrer Verantwortung nicht gerecht”, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler.

“Die jungen Leute starten hoch motiviert in die Ausbildung dieses schönen und sinnstiftenden Berufs. Doch statt sich ins Zeug zu legen und für eine gute praktische Ausbildung zu sorgen, treibt man die Menschen vielfach regelrecht aus dem Beruf.” Der Zusammenhang zwischen Unzufriedenheit, mangelnder Ausbildungsqualität und hoher Belastung sei eindeutig. Gute Ausbildungsbedingungen dürften nicht länger ein Glücksfall sein, “sie müssen Normalität werden”.

Laut Verdi hält nur rund ein Drittel der Einrichtungen den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestumfang der Praxisanleitung ein. Viele Auszubildende müssten sich ihre Anleitung selbst organisieren, oft fehle qualifiziertes Personal. Drei Viertel der Befragten berichteten zudem von unplanmäßigen Versetzungen auf andere Stationen, meist wegen Personalmangels.

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) mahnte Reformen an: “Die Ausbildungsbedingungen in der Pflege müssen attraktiv sein und sich offenkundig verbessern. Die hohe Unzufriedenheit sollte von den für die Ausbildung verantwortlichen Betrieben ernst genommen werden”, sagte sie den Zeitungen. Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) zeigte sich besorgt. Die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier erklärte, Deutschland brauche dringend mehr Pflegekräfte, um den Pflegenotstand zu bekämpfen. “Dieser sinnstiftende Beruf darf nicht durch Überforderung in der Ausbildung an Attraktivität verlieren.”

Der Arbeitgeberverband VDAB wies die Kritik teilweise zurück. Verbandschef Thomas Knieling sagte den Funke-Zeitungen, die generalistische Ausbildung sei “für alle Beteiligten eine Herausforderung”, aber kein flächendeckendes Problem: “Natürlich ist nicht auszuschließen, dass auch Auszubildende unter dem Personalmangel leiden. Wir können aber nicht bestätigen, dass dies ein Flächenphänomen ist – geschweige denn, dass die Situation in der Langzeitpflege besonders prekär wäre.”