Verbände und Hilfsorganisationen fordern Suizidpräventionsgesetz

Ein offenes Ohr für Nöte, Ängste und Schmerzen von Menschen haben – egal in welchem Alter. Abhilfe schaffen, Palliativversorgung gewährleisten. So könnte wirksame Suizidprävention aussehen, sagen Experten.

Maßnahmen zur Unterstützung selbstmordgefährdeter Menschen in Deutschland sollte nach Ansicht von Fachverbänden gesetzlich verankert werden. Damit Pflegeeinrichtungen, Kliniken oder Verbände Suizidprävention leisten könnten, stehe der Gesetzgeber in der Pflicht, diese umfassend zu fördern und eine rechtliche Grundlage zu schaffen, erklärte der Malteser Hilfsdienst am Dienstag anlässlich des Welttags der Suizidprävention (10. September).

Die katholische Hilfsorganisation nimmt ältere Menschen in den Fokus. Schließlich seien statistisch gesehen mehr als 40 Prozent der rund 10.000 Menschen, die sich pro Jahr in Deutschland das Leben nehmen, über 65 Jahre alt. Wenn Menschen einen Suizid in Betracht zögen, bedeute das nicht, dass sie generell nicht mehr leben wollen, sondern dass sie in ihrem Leid und unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht mehr leben wollten, erklärte Elmar Pankau. Der Malteser Vorstandsvorsitzende ergänzte: “Für uns heißt das: Wir müssen den Menschen das Leiden nehmen, nicht das Leben.”

Dafür brauche es einen einfühlsamen Umgang mit Menschen in schweren Lebenskrisen, sowie suizidpräventive Konzepte für Institutionen des Gesundheits- und Sozialwesens. Pankau sagte weiter: “Mediziner und Pflegende, Betreuer und Seelsorger stehen in der Verantwortung, fachliche Unterstützung zum Leben anzubieten und gemeinsam mit den Betroffenen sorgfältig nach Alternativen zum Suizid zu suchen.”

Der Verband der katholischen Altenhilfe in Deutschland (VKAD) forderte für Pflegeheime eine Finanzierung der Palliativversorgung durch die Krankenversicherung, um die Betreuung in der Sterbephase individueller gestalten zu können. “Pflegefachkräfte, die sich auf die Palliativversorgung spezialisieren, könnten somit von der Regelversorgung freigestellt werden. Zusätzliche Kostenbelastungen für Pflegebedürftige und Träger müssen vermieden werden”, erklärte VKAD-Verbandsvorsitzende Barbara Dietrich-Schleicher.

Die Diakonie fordert, beim Thema Suizidprävention den Blick auf alle Altersgruppen zu weiten. Insbesondere auch Kinder und Jugendliche seien in den Blick zu nehmen, da Suizid in dieser Altersgruppe die zweithäufigste Todesursache darstelle. So müsse Prävention früh ansetzen und viele Bereiche umfassen: von Schulen über Gemeinden und soziale Dienste bis hin zu digitalen Plattformen. “Jeder Suizid ist einer zu viel. Wir brauchen einen gesetzlichen Rahmen, der diese Maßnahmen bündelt, finanziert und langfristig absichert”, erklärte Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch. So habe die Diakonie Vorschläge für ein Suizidpräventionsgesetz gemacht.

Seit 2003 ist der 10. September ein Tag für die Vermittlung von Informationen über den Suizid und der Trauer um die Verstorbenen. Auch in Deutschland wird auf vielen Veranstaltungen in Städten und Gemeinden auf Unterstützung in suizidalen Krisen aufmerksam gemacht und an die durch Suizid Verstorbenen erinnert.