Verbände: Neuer Preis für Deutschlandticket bremst Verkehrswende
Nun steht es fest: Das 49-Euro-Ticket gibt es so bald nicht mehr. Wer mit dem Nahverkehr quer durch Deutschland reisen möchte, muss dafür ab kommendem Jahr neun Euro mehr zahlen. An der Entscheidung gibt es viel Kritik.
Verbände und Verbrauchervertreter haben die am Montag beschlossene Preiserhöhung beim Deutschlandticket kritisiert. Der Vize-Präsident des Sozialverbandes VdK in Deutschland bezeichnete den Preisaufschlag um neun auf 58 Euro als “Zumutung” für den Nahverkehr auf dem Land. Horst Vöge sagte der “Westdeutschen Allgemeinen Zeitung” (Essen) laut Vorabmeldung: “In NRW leben deutlich mehr als drei Millionen Menschen, die armutsgefährdet sind, und viele Ältere, die nur eine Grundrente beziehen. Für diese Menschen ist die Preiserhöhung ein großes Problem”. Er ergänzte, ein teureres Ticket führe zu noch mehr Vereinsamung und mache die Nutzung von Bussen und Bahnen auf dem Land künftig noch unattraktiver.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) betonte, Verbraucherinnen und Verbraucher brauchten Verlässlichkeit statt Preiserhöhungen, doch nun drohe eine Preiserhöhungsspirale. vzbv-Vorständin Ramona Pop sagte in Berlin: “Kein guter Tag für Verbraucher:innen und für das Deutschlandticket.” 94 Prozent der Befragten einer Umfrage im Auftrag der vzbv hielten das Deutschlandticket grundsätzlich für eine gute Sache. Doch wünsche sich eine große Mehrheit von 81 Prozent einen stabilen Preis von 49 Euro pro Monat.
Der Verkehrsclub VCD sprach von einer Fehlentscheidung. “Eines der wichtigsten Projekte für die Verkehrswende droht zu scheitern”, sagte die Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann in Berlin. Statt den Preis zu erhöhen, sollten die Länder Jugend- und Sozialtickets auf das 49-Euro-Ticket ausrichten und damit weitere Abos generieren, wie Hamburg es vormache. Weiter heißt es: “Die Ampel-Koalition hat versprochen, die Fahrgäste auf der Schiene bis 2030 zu verdoppeln – daraus wird nichts, wenn sie weiter ihre eigenen Erfolgsprojekte sabotiert.”
Greenpeace-Mobilitätsexpertin Lena Donat schätzt das ähnlich ein: “Das Deutschlandticket ist das bislang erfolgreichste Angebot für eine natur- und klimaschonende Mobilität.” Mit einer langfristigen Finanzierung durch Bund und Länder könne es noch viel mehr Menschen gewinnen. Sie forderte, mehr Gelder für Mobilität in das Deutschlandticket zu investieren, anstatt Dienstwagen zu fördern. Hier zeige sich eine massive soziale Schieflage.
Mit dem Deutschlandticket können Fahrgäste bisher für 49 Euro im Monat bundesweit alle Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs nutzen.