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Vatikan-Hilfswerk geht wegen Gaza mit Israel in Konfrontation

In ungewöhnlicher Deutlichkeit stellt sich eine Organisation des Vatikans gegen israelische Regierungsbehörden. Nach deren Lesart sollen Hilfswerke selbst für Versorgungsengpässe im Gazastreifen verantwortlich sein.

Der humanitäre Arm des Vatikan, Caritas Internationalis, widerspricht Behauptungen der israelischen Regierung, es könne genug Hilfe in den Gazastreifen gelangen. Wie die Organisation am Donnerstag im Vatikan erklärte, waren seit Anfang März “die meisten großen internationalen NGOs nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Lastwagen mit lebensrettenden Gütern zu liefern”.

In einer ungewöhnlich direkten Einlassung stellte sich der Dachverband von 165 Caritas-Organisationen damit gegen israelische Darstellungen mit Blick auf die hungernde Bevölkerung in der belagerten Enklave. Gemeinsam mit mehr als 100 anderen humanitären Akteuren verurteile man die “anhaltende Behinderung der humanitären Hilfe für Gaza”.

Statt den wachsenden Rückstau an Gütern aufzulösen, habe Israel Dutzenden von Organisationen Einfuhren mit der Begründung verwehrt, sie seien “nicht befugt, Hilfsgüter zu liefern”. Allein im Juli sei dies mehr als 60 Mal vorgekommen. Lebensmittel, Medikamente, Wasser und Schutzgegenstände im Wert von Millionen von Dollar seien in Lagerhäusern in Jordanien und Ägypten gestrandet, “während die Palästinenser ausgehungert werden”, so Caritas Internationalis.

Hintergrund des aktuellen Streits sind verschärfte Registrierungsbestimmungen für internationale Organisationen, mit denen Israel den Sektor der humanitären Hilfe unter seine Kontrolle bringen will. Die zuständige israelische Koordinierungsstelle für die besetzten Gebiete (COGAT) hatte am Donnerstag den Hilfswerken fehlende Kooperation vorgeworfen und bestritten, dass Lebensmittellieferungen behindert würden.

Die Weigerung von Hilfsorganisationen, umfassende Informationen zu Spendern und Mitarbeitern zu liefern, wecke “ernsthafte Bedenken hinsichtlich ihrer wahren Absichten und der Möglichkeit von Verbindungen zwischen der Organisation oder ihren Mitarbeitern und der Hamas”, erklärte die israelische Regierungsbehörde.