Der mit 5.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis 2025 wird Kurt Tallert für sein Buch „Spur und Abweg“ verliehen. Die feierliche Preisverleihung finde im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage am 26. September im Schauspielhaus Neubrandenburg statt, wie die Werbeagentur Kirchner Kommunikation am Montag in Berlin mitteilte. Tallert habe „ein außergewöhnliches Buch geschrieben, und dies in mehrfacher Hinsicht“, hieß es in der Begründung der Jury.
Der Autor entschließe sich, dem lange verstorbenen Vater nachzuforschen. Erzählerische besonders sei die Form der Recherche, weil Tallert nachträglich die Prägungen seiner Kindheit rekonstruiere und in Verbindung damit die Biografie des Vaters aus Dokumenten, Tagebucheinträgen, Notizen oder Zeitungsausschnitten zusammensetze. „Tallert füllt beim Erzählen Leerstellen der Vergangenheit und wählt Abwege der Erinnerung, um der Spur seines Vaters folgen zu können. Die Spur verläuft quer durch die Gegenwart.“ Und abschließend: „Kurt Tallert belegt eindrucksvoll, dass das Vergangene nicht tot ist, es ist nicht einmal vergangen.“
Kurt Tallert wurde 1986 in Bad Honnef geboren und studierte Germanistik und Hispanistik in Aachen und Santiago de Chile. Unter dem Künstlernamen „Retrogott“ hat er sich in den vergangenen Jahren in der deutschen Hip-Hop-Szene einen Namen gemacht. Sein Buch „Spur und Abweg“ ist 2024 im DuMont Buchverlag erschienen.
Für den Uwe-Johnson-Förderpreis konnten Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 1. März veröffentlichte oder noch unveröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Der Förderpreis würdigt den Angaben zufolge herausragende literarische Erstlingswerke, in denen sich Anknüpfungspunkte zur Poetik des Schriftstellers Uwe Johnsons (1934 – 1984) finden und deren Blickwinkel unbestechlich und jenseits „einfacher Wahrheiten“ auf die deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichtet ist.
Der Schriftsteller Uwe Johnson wurde am 20. Juli 1934 in Kammin (Pommern) geboren. Er wuchs in Mecklenburg auf und zog 1959 nach West-Berlin. In der DDR wurde er zur „unerwünschten Person“ erklärt, sein Hauptwerk „Jahrestage“ durfte dort nicht erscheinen. Johnson starb 1984 in England.
Der Uwe-Johnson-Förderpreis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft in Neubrandenburg gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg und Gentz Rechtsanwälte und Notare seit 2005 im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Literaturpreis vergeben. Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger sind Arno Orzessek (2005), Emma Braslavsky (2007), Thomas Pletzinger (2009), Judith Zander (2011), Matthias Senkel (2013), Mirna Funk (2015), Shida Bazyar (2017), Kenah Cusanit (2019), Benjamin Quaderer (2021) und Domenico Müllensiefen (2023).