US-Justiz vollstreckt erstmals Todesurteil mit Stickstoff

Zum ersten Mal ist am Donnerstagabend (Ortszeit) in den USA ein Mensch mit Stickstoff hingerichtet worden. Die von Menschenrechtlern vorab scharf kritisierte Exekution durch Ersticken wurde im Holman Gefängnis im US-Bundesstaat Alabama vollstreckt, wie Alabamas Justizminister Steve Marshall mitteilte. Getötet wurde der 58-jährige Kenneth Eugene Smith. Er war verurteilt worden, weil er 1988 bei einem Auftragsmord zusammen mit Komplizen eine Frau namens Elizabeth Sennett erstochen hatte.

Bei der Hinrichtung wurden der mit einer Maske auf einer Trage liegende Smith gezwungen, Stickstoff einzuatmen. Die als Medienzeugin anwesende Journalistin Ivana Hrynkiw von der Plattform „al.com“ erklärte bei einer von einem örtlichen Fernsehsender übertragenen Pressekonferenz, Smith sei mehrere Minuten lang anscheinend bei Bewusstsein gewesen. Etwa zwei Minuten lang habe er gezittert und sich gewunden. Mehrere weitere Minuten habe er tief geatmet, bis die Anwesenden keine Atemzüge mehr sehen konnten.

Amnesty International bezeichnete das Töten durch Ersticken als besonders grausame Hinrichtungsmethode. Alabamas Generalanwalt Edmund LaCour sagte dagegen, Hinrichtung mit Stickstoff sei „die schmerzfreiste“ der bekannten Hinrichtungsmethoden.

Mehrere Gerichte hatten Smiths Berufungsanträge abgelehnt, wonach die geplante Exekution als „grausame und ungewöhnliche Strafe“ verfassungswidrig sei. Am Donnerstag erklärte das Oberste Gericht der USA ohne nähere Begründung, es werde nicht einschreiten. Drei Richterinnen am neun Mitglieder zählenden Gericht sprachen sich gegen die Hinrichtung aus. Der Staat habe Smith als „Versuchskaninchen“ ausgesucht für eine niemals getestete Hinrichtungsmethode, schrieb Richterin Sonia Sotomayor.

Bereits im November 2022 hatte Alabama das Todesurteil gegen Smith vollstrecken wollen. Die Henker konnten jedoch bei der geplanten Injektion keine passende Vene finden, und die Justizbehörde von Alabama stoppte die Exekution.

Smiths Hinrichtung war die erste in den USA im Jahr 2024. 2023 sind nach Angaben des Todesstrafen-Informationszentrums 24 Menschen hingerichtet worden, alle per Injektion. 27 der 50 Bundesstaaten sehen die Todesstrafe bei besonders schlimmen Mordfällen vor. Außer Alabama erlauben die Staaten Mississippi und Oklahoma Hinrichtungen mit Stickstoff.