Urlaubskirche bietet buntes Ferienprogramm

Möwen beobachten, im Meer baden, Sonne tanken: Im Norden tummeln sich jetzt die Touristen und wollen Urlaub vom Alltag machen. Unterstützung finden sie durch die evangelische Nordkirche.

Ein Clown
Ein ClownKaren Miether / epd

Kiel. Mit ihrer 3.000 Kilometer langen Küste an der Nord- und Ostsee gilt sie als Deutschlands Urlauberkirche. In elf touristischen Orten bietet sie unter dem Motto "Zeit für Dich" ein breitgefächertes Programm an, beginnend bei Strandspielen für die ganze Familie über Marshmallow-Grillen unter freiem Himmel bis hin zu Malkursen und Skatspielturnieren.

"Kirche am Urlaubsort" will viele Touristen erreichen

Zwölf hauptamtliche Pastoren und zahlreiche Ehrenamtliche sorgen dafür, dass die "Kirche am Urlaubsort" möglichst viele Touristen erreicht. Rund 2.000 Veranstaltungen sind es in diesem Jahr, sagt Ulrich Schmidt, Tourismusexperte der Nordkirche. Als Dauerbrenner gilt die Gute-Nacht-Geschichte im Strandkorb, die nahezu in allen Urlaubsorten angeboten wird. Am Eckernförder Strand finden sich im Schnitt 30 kleine und größere Zuhörer ein und lauschen den frei erzählten Geschichten, die oft von Handpuppen begleitet werden. Insgesamt bescheinigt das Institut für Tourismus und Bäderforschung in Kiel den Kirchen "einen guten Mittelplatz" auf der Hitliste der größten Urlauberwünsche. Nach einer Gästebefragung des Instituts für 2017 in Schleswig-Holstein nutzt jeder Fünfte die Angebote der "Kirche am Urlaubsort".

Gottesdienst barfuß am Strand

Auch Gottesdienste unter freiem Himmel zählen zum Programm, soweit das Wetter es zulässt. In Timmendorfer Strand etwa gibt es Fledermaus-Andachten bei Fackelschein vor der Waldkirche. Manche Pastorin predigt auch gern direkt am Strand. "Ein Gottesdienst barfuß auf dem Deich mit dem Watt im Rücken – das ist ein besonderer Moment, den merken sich viele Urlauber", sagt Ina Brinkmann, Pastorin im Dithmarscher Nordseebad Büsum. Vielerorts, wie etwa in Eckernförde, kooperiert die Nordkirche mit den örtlichen Touristikvereinen, um den Urlaubern eine Alternative zu Kommerz und Trubel zu bieten. Die Angebote sollen möglichst kostenlos und für jedermann zugänglich sein, ob regelmäßiger Kirchgänger oder nicht. So lassen sich die Pastoren der Nordkirche jedes Jahr wieder neue Angebote einfallen. In Büsum ist rund um die St. Clemenskirche im September erstmals ein "Weißes Dinner" geplant. Bei dem großen Picknick sollen die Besucher weiße Kleidung tragen und miteinander ins Gespräch kommen. In Wenningstedt auf Sylt gibt es sogar eine christliche Skatrunde.

Atempause für die Seele

Wer es besinnlicher mag, findet im Veranstaltungskalender der Urlauberkirche ebenfalls geeignete Programmpunkte. In Büsum wird ein meditativer Spaziergang angeboten. Mit Sonnenuntergangsgedanken am Südstrand will die Urlauberseelsorge im Nordseebad St. Peter-Ording den Tag ausklingen lassen. Und in der Probstei an der Kieler Bucht bietet Pastorin Jane Mentz erstmals regelmäßig einen Abendsegen auf der Schönberger Seebrücke an, bei dem die Besucher sich persönlich segnen lassen können. Eine "Atempause für die Seele" wollen die evangelischen Gemeinden den Urlaubern in der Lübecker Bucht bieten. 150 Veranstaltungen stellen sie dort auf die Beine. Orgelkonzerte, Liederabende und Lesungen wechseln sich hier mit Hafengottesdiensten und Kirchenführungen ab. Auf Entdeckungsreise geht Pastor Thomas Vogel in Timmendorfer Strand mit seinen Gästen, wenn er unter dem Titel "2 x H. S., geboren 1918" an den Widerstandskämpfer Hans Scholl und zugleich an den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt erinnert.

Spielnachmittage auf dem Campingplatz

Selbst auf dem Campingplatz ist die Kirche vertreten, dann unter dem Label "Kirche Unterwegs". Auf sieben Campingplätzen auf Sylt, Amrum, in Büsum, Augstfelde (bei Plön) und Kühlungsborn (bei Rostock) bieten 75 ehrenamtliche Mitarbeiter Spielnachmittage, Strandwanderungen und Camperabende an. Es werden Drachen gebastelt und Fußball gespielt. Aber auch in den Kirchenzelten darf am Abend die Gute-Nacht-Geschichte nicht fehlen. (epd)