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Urlaub trotz Pflege? – Wege zur Entlastung für Angehörige

Wer einen Angehörigen pflegt, braucht Pausen – und darf auch einmal loslassen. Fachleute wissen, wie bewährte und neue Modelle in dieser Lebenssitutation für Erholung sorgen können.

Einen nahen Angehörigen zu pflegen, kostet körperliche und psychische Kraft. Kleine Auszeiten im Alltag und Urlaub helfen, die eigenen Batterien wieder aufzuladen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Drei Expertinnen geben Tipps, wie es gelingen kann.

– : Diese Plätze für einen mehrwöchigen Gastaufenthalt gibt es in vielen Seniorenheimen, aber sie sind begehrt. Daniela Brüker-van Heek vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) rät urlaubsreifen, pflegenden Angehörigen, dafür nicht nur in Pflegeheimen nachzufragen, sondern sich auch nach Einrichtungen umzusehen, die sich auf Kurzzeitpflege spezialisiert haben.

– : Diese Option haben pflegende Angehörige aus Sicht der Ahlener Pflegeberaterin Monika Kindel oft nicht auf dem Schirm. Dabei können dort beispielsweise Menschen mit Demenz vorübergehend betreut werden.

-: Der Verein “Urlaub und Pflege” bietet einwöchige Touren für Menschen mit Hilfs- und Pflegebedarf bis zum Pflegegrad 5 an. Weil diese von Pflegekräften und Ehrenamtlichen betreut werden, können Pflegebedürftige mit und ohne Begleitperson auf Reisen gehen. So können laut Vereinsgründerin Susanne Hanowell im Rahmen der Verhinderungspflege auch Menschen mit Demenz und Weglauf-Tendenz individuell betreut werden. Mitreisende sollten sich aber in einer Gruppe wohlfühlen, nicht aggressiv oder handgreiflich sein. Für Menschen mit psychiatrischen Auffälligkeiten seien solche Reisen nicht geeignet.

– : Sie findet im häuslichen Umfeld des Pflegebedürftigen durch eine Ersatzpflegeperson statt. Sie kann durch ein anderes Familienmitglied übernommen werden, das für diese Zeit bei der Pflegekasse des Pflegebedürftigen einen Teil des Verdienstausfalls geltend machen kann.

– : Pflegeberatungsstellen können pflegenden Angehörigen konkrete Tipps für die Überbrückung der Urlaubszeit geben. KDA-Mitarbeiterin Brüker-van Heek empfiehlt Einzelgespräche: So könne “auch jemand von außen mal einen Blick auf die Situation werfen”.

– : Pflegende Angehörige sollten die Pflege nicht alleine schultern, sondern “Pflegearrangements aufbauen – Pflegedienste, eine Putzhilfe”, sagt Brüker-van Heek. “Die meisten Angehörigen pflegen ohne Dienste.” Denn oft möchte die zu Pflegende Person keine Fremden in die Wohnung lassen oder lieber eine vertraute Bezugsperson für die Körperpflege haben. Auch schlechte Erfahrungen könnten pflegende Angehörige entmutigen, sich um Entlastung zu bemühen.

-: Ab dem 1. Juli haben pflegende Angehörige mehr Spielraum bei finanziellen Hilfen. Leistungen der Pflegeversicherung für Urlaubs- und Krankheitsvertretungen sowie Kurzzeitpflege wurden zu einem jährlichen Gesamtbetrag von 3.539 Euro zusammengefasst. Gleichzeitig wird die Höchstdauer der Verhinderungspflege von sechs auf acht Wochen verlängert. Diese kann nun unmittelbar nach der Einstufung in Pflegegrad 2 oder höher in Anspruch genommen werden.