Untersuchung stellt keine systematischen Verstöße beim NDR fest

Bewusst hat niemand Verstöße begangen. Da sind sich die Prüfer sicher. Trotzdem gibt es für den Kieler NDR einiges zu tun.

Das Landesfunkhaus des NDR in Kiel
Das Landesfunkhaus des NDR in KielImago / Penofoto

Kiel. Eine Untersuchung der Prüfungs- und Beratungsfirma Deloitte zu Vorwürfen gegen das NDR-Landesfunkhaus in Kiel hat keine Hinweise auf systematische oder bewusste Verstöße gegen die Programmgrundsätze der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt gefunden. Dies beziehe sich insbesondere auf die landespolitische Berichterstattung, sagte der Leiter der Forensik-Abteilung von Deloitte, Frank Marzluf, in Kiel. Im Sommer waren Vorwürfe der politischen Einflussnahme im NDR-Landesfunkhaus Schleswig-Holstein laut geworden.

„Im Landesfunkhaus wird nach journalistischen Kriterien gearbeitet und in Summe ausgewogen berichtet“, sagte die Vorsitzende des NDR-Landesrundfunkrats Schleswig-Holstein, Laura Pooth. „Es wurden jedoch Schwachstellen festgestellt, darunter die Nichteinhaltung korrekter und transparenter Beschwerdewege.“ Das Kontrollgremium hatte die Ergebnisse am Dienstagabend in einer nicht-öffentlichen Sitzung zunächst vorläufig bewertet.

Fehler im Programmablauf

Die Untersuchung stellt fest, dass in einzelnen untersuchten Fällen der Anschein entstanden sein könnte, dass Programmgrundsätze missachtet worden seien. Dazu hätten etwa Fehler im Programmablauf, mangelnde interne Kommunikation, unklare Rollen und Funktionen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten sowie mangelnde Sensibilität im Hinblick auf die Tragweite von Beschwerden beigetragen. Der Umgang mit Eingaben oder Beschwerden und insbesondere Vier-Augen-Gespräche mit Personen aus dem landespolitischen Umfeld könne zudem den Anschein politischer Rücksichtnahme erwecken.

Wo der NDR gefordert ist

„Der NDR ist gefordert, schnell Abhilfe zu schaffen – auch zum Selbstschutz der Journalisten“, sagte Pooth. Schon der Anschein von Parteilichkeit müsse unbedingt vermieden werden. Es dürften keine Zweifel an der Unabhängigkeit der Berichterstattung aufkommen.

Beschwerden von außen müssten transparent dokumentiert und den zuständigen Stellen zugeleitet werden. Zugleich gelte es, die internen Wege zur journalistischen Konfliktbeilegung stärker zu nutzen.

Die Prüfer empfehlen Schulungen und Sensibilisierung der Mitarbeiter insbesondere zu den Programmgrundsätzen im Hinblick auf politische Berichterstattung. Auch sollten Rollenbeschreibungen dokumentiert sowie Kompetenzen und Funktionen klar kommuniziert werden.

Pooth kündigte an, dass der Landesrundfunkrat die Ergebnisse nun ausführlich analysieren und auf deren Basis konkrete Empfehlungen für den Sender erarbeiten werde. (KNA)