An nordrhein-westfälischen Schulen ist auch im vergangenen Schuljahr wieder knapp jede 20. Unterrichtsstunde ersatzlos ausgefallen. Das betraf 4,8 Prozent aller Schulstunden, wie das NRW-Schulministerium am Mittwoch mit Blick auf die Unterrichtsstatistik 2024/25 erklärte. Der Wert lag auf dem Niveau des Vorjahres. Als Gründe dafür wurden vor allem kranke Lehrkräfte, aber auch Konferenzen, Fortbildungen sowie verkürzte Schultage zu Ferien und Zeugnisausgaben oder an Einschulungstagen, Brauchtumstage sowie Elternsprechtage genannt. Die Landtagsfraktionen von SPD und FDP kritisieren Stillstand und fordern wirksamere Gegenmaßnahmen.
Die höchsten Ausfallquoten wurden mit 7,5 und 6,9 Prozent an Gesamt- und Hauptschulen verzeichnet. An Grund- und Förderschulen waren sie mit 3,1 und 4,0 Prozent am niedrigsten.
An allen Schulformen wurde laut Statistik jede zehnte Unterrichtsstunde von anderen Lehrkräften vertreten (zehn Prozent), etwa die Hälfte davon im vorgesehenen Fach (5,2 Prozent). Distanzunterricht wurde ebenfalls als Mittel gegen Unterrichtsausfall eingesetzt, allerdings war der Anteil mit 0,2 Prozent sehr gering.
83,9 Prozent des Unterrichts fand den Angaben zufolge nach Plan statt: 77,4 Prozent der Stunden seien nach Stundenplan und 6,5 Prozent in besonderer Form erteilt worden, etwa durch Schulfahrten, Exkursionen, Projekttage, Praktika, Wettbewerbe, Schul- oder Sportfeste.
In der gymnasialen Oberstufe sei bei Ausfällen meist das Eigenverantwortliche Arbeiten (EVA) eingesetzt worden, bei dem Schülerinnen und Schüler selbstständig Inhalte und Aufgaben bearbeiten, erklärte das Ministerium. Auf diese Arbeit entfielen insgesamt 1,4 Prozent des Unterrichts. In der Sekundarstufe II an Gymnasien (11,7 Prozent) und an Gesamtschulen (13,7 Prozent) fiel diese Art der Arbeit allerdings erheblich ins Gewicht.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) betonte, die Ergebnisse „nahezu deckungsgleich“ mit dem Vorjahr. Der Lehrkräftemangel könne „nicht von jetzt auf gleich“ behoben werden, aber man komme Schritt für Schritt voran.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW betonte, die Zahlen würden erneut den Personalmangel an Schulen sichtbar machen. „Der unbeständige Vertretungsplan ist an vielen Schulen leider die einzige Konstante“, sagte der Landesvorsitzende Stefan Behlau. Ohne ausreichend Personal fehle zudem Zeit für individuelle Förderung. Das Land müsse mehr Fachkräfte für die Schulen gewinnen.
Die SPD-Fraktion im Landtag kritisierte, die Bildungslandschaft in NRW trete auf der Stelle. „Wir brauchen eine echte Reform der Lehrkräfteausbildung“, sagte die schulpolitische Sprecherin Dilek Engin. Sie sprach sich etwa für einen unkomplizierten Seiteneinstieg aus, unabhängig von fachlicher Lehrberechtigung oder Schulform.
Die schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Franziska Müller-Rech, forderte „ein Konzept, das spürbar wirkt und endlich Stabilität schafft“. Lehrkräfte müssten mehr Zeit für den Unterricht bekommen und Verwaltungsaufgaben wie etwa die Organisation von Klassenfahrten und Schulbüchern sowie die Verwaltung von Geld in andere Hände gelegt werden.
An der Erhebung haben laut Ministerium alle rund 4.400 öffentlichen Grundschulen, Haupt-, Real- und Gesamtschulen, Gymnasien, Sekundarschulen, Primus-Schulen und Förderschulen teilgenommen.