Flaschen sammeln oder Millionen erben? Sebastian Klein, Mitgründer der App “Blinkist”, hält die aktuelle Vermögensverteilung für gefährlich. Er fordert Reformen für den Erhalt einer funktionierenden Gesellschaft.
Der Unternehmer und Psychologe Sebastian Klein sieht Reiche in der Pflicht, sich für fairere Verhältnisse einzusetzen, um eine funktionierende Gesellschaft zu erhalten. Das sagte der Mitgründer der Erfolgs-App “Blinkist” dem “Fränkischen Tag” (Donnerstag). Klein hatte die App, die Bücher auf das Wesentliche reduziert, vor zehn Jahren mit aufgebaut und zu einem millionenschweren Unternehmen mitgeführt. 2023 verkaufte er die App und investierte 90 Prozent seiner rund 200 Millionen Euro Gewinn in eine gemeinnützige Gesellschaft.
Eine extreme Konzentration von Vermögen auf wenige Menschen bedrohe die Demokratie, führte Klein aus. Das zeige sich gerade in den USA. Aber auch in Deutschland sei die Vermögensverteilung extrem ungleich. Man könne sich allein durch Arbeit kaum Vermögen aufbauen, da dieses meistens vererbt werde. Darauf müssten Reiche aber kaum Erbschaftssteuer zahlen, während Arbeit hoch besteuert werde. “Um das zu ändern, braucht es eine Reform der Erbschaftsteuer, die Einführung einer Vermögenssteuer und eine gerechtere Besteuerung von Einkommen aus Arbeit im Vergleich zu leistungslosen Einkünften”, sagte Klein. Wenn alle sich etwas aufbauen könnten, nutze das auch der Wirtschaft.
In einer guten Gesellschaft seien möglichst viele Menschen abgesichert, so der Unternehmer. “Ich kann finanziellen Reichtum nicht genießen, wenn ich Menschen sehe, die Flaschen sammeln müssen, um zu überleben.” Er selbst sei immer reicher geworden und habe sich parallel dazu mit Ungleichheit beschäftigt. Ihm sei dabei klar geworden, dass er ein Teil des Problems sei und dazu beitragen könne, dieses zu lösen: “Nachdem ich beschlossen hatte, mich von 90 Prozent meines Vermögens zu trennen, konnte ich definitiv besser schlafen. Es fühlte sich sehr viel mehr so an, dass ich im Einklang mit meinen Werten lebte.”
Wer dies für naiv halte, denke nicht besonders weit in die Zukunft, sagte Klein. Man müsse sich auch gar nicht aus Menschenliebe für mehr Gleichheit einsetzen. “Man kann es auch einfach tun, weil man selbst in 20 Jahren in einer Gesellschaft leben will, die weiterhin funktioniert und in der auch künftige Generationen noch friedlich zusammenleben können.”