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Unternehmen beschäftigen weniger Menschen mit Behinderung

Sinkende Beschäftigungsquote, höhere Arbeitslosenzahlen – Menschen mit Behinderung haben es auf dem Arbeitsmarkt dem Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch zufolge zunehmend schwer. Die Aktion Mensch wirft Unternehmen eine Abwehrhaltung vor.

Laut dem am Freitag veröffentlichten Inklusionsbarometer Arbeit ist die Beschäftigungsquote – also der Anteil, den Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitenden an Menschen mit Behinderung vergeben müssen – im vergangenen Jahr auf 4,4 Prozent gesunken (minus 0,04 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023). Gesetzlich vorgeschrieben sind 5 Prozent.

Dies sei der tiefste Stand seit Veröffentlichung des ersten Inklusionsbarometers Arbeit im Jahr 2013, teilte die Aktion Mensch mit. Zugleich sei die Zahl der Arbeitslosen mit Behinderung im Durchschnitt des vergangenen Jahres um fast sechs Prozent auf mehr als 175.000 gestiegen. Die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung liege nunmehr bei fast zwölf Prozent.

Dabei sei die Zahl der Unternehmen, die unter die gesetzliche Pflicht zur Vergabe von mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze an Menschen mit Beeinträchtigungen fielen, gewachsen, hieß es weiter. Deren Zahl betrage nun gut 180.000 im Vergleich zu knapp 179.000 im Jahr 2022. Trotz Verpflichtung beschäftige also jedes vierte Unternehmen keinen Menschen mit Behinderung, ein weiteres starkes Drittel tue dies nur teilweise.

Christina Marx, die Sprecherin der Aktion Mensch, sprach von einem Missstand, der sich verfestige. „Wir kommen nicht umhin, den Unternehmen einen regelrechten Widerstand zu attestieren“, kritisierte sie. Menschen mit Behinderung seien weiterhin stark benachteiligt, obgleich es unter ihnen gut qualifizierte Fachkräfte gebe und sich in den vergangenen Jahren
sowohl Unterstützungsangebote für Unternehmen verbessert hätten als auch höhere Sanktionen bei Nichterfüllen der Beschäftigungspflicht verhängt worden seien.

Dabei gebe es eine Infrastruktur aus Beratungs- und Hilfsangeboten für Unternehmen, erklärte Marx. Manchen Arbeitgebern fehle aber konkretes Wissen zu Fördermöglichkeiten, Beratungsdiensten und Unterstützungsleistungen in Bezug auf Inklusion von Menschen mit Behinderung in Betriebe.

Baden-Württemberg hatte demnach mit 3,9 Prozent die niedrigste Beschäftigungsquote, Nordrhein-Westfalen erreichte mit 4,9 Prozent die höchste und damit fast das gesetzlich vorgeschriebene Ziel. Auch in Niedersachsen und in den östlichen Bundesländern, die zusammen ausgewiesen wurden, waren die Beschäftigungsquoten mit je 4,2 Prozent unterdurchschnittlich.

Hessen und Baden-Württemberg hatten mit je 9 Prozent die geringsten Arbeitslosenquoten für Menschen mit Behinderung, Nordrhein-Westfalen mit 15 Prozent die höchste. Auch im Osten war mit 13 Prozent die Arbeitslosenquote hoch.

Den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichnete mit mehr als 9 Prozent Bayern. Am geringsten fiel dieser Anstieg mit rund 4 Prozent in den östlichen Bundesländern sowie mit 5 Prozent in Baden-Württemberg aus. Nicht aufgeführt wurden Bremen, Hamburg, das Saarland und Schleswig-Holstein.